Die Art Basel Woche 2015 – plötzlich diese Übersicht

Art Basel 2014

Claudius Krucker | 12. Juni 2015

Die Art Basel Woche 2015 – plötzlich diese Übersicht

In der Woche vom 15. bis 21. Juni wird die Stadt am Rheinknie einmal mehr zum Nabel der Kunst(markt)welt – und wer (wie wir) viele Mails von Galerien und Künstlern erhalten hat, dass man sie gerne in Basel besuchen könne, kann schnell einmal den Überblick verlieren. Mit unserem ArtPlanner© als praktisches «offline» Hilfsmittel für die Art Basel Woche möchten ihn wieder zurückbringen – die Öffnungszeiten der wichtigsten Messen und Kunstevents auf einem A4-Blatt. Und was gibt es sonst noch alles zu sehen?

Im Zentrum steht natürlich die Art Basel, immer noch die weltweit führende Kunstmesse in ihrer mittlerweile 46. Ausgabe. Den Kern bildet der Galleries Sektor in Halle 2 mit 223 Galerien aus aller Welt. Davon sind ganze drei Neuzugänge zu verzeichnen, die übrigen Standplätze wurden an wiederkehrende Galerien vergeben. 15 Galerien stellen im Editions Sektor ihre Editionen und Multiples aus. Im Feature Sektor zeigen 30 Galerien aus 13 Ländern fokussierte kuratorische Projekte. Daneben bieten die Solopräsentationen im Statements Sektor eine erstklassige Gelegenheit, um neue Künstler und Galerien zu entdecken.

Räumliche Veränderungen gab es vor allem für das Begleitprogramm: Das Auditorium, in dem die täglichen morgendlichen Podiums-Veranstaltungen der Conversations und die Präsentationen des Salons stattfinden, wurde endlich aus dem akustisch schwierigen Hauptbereich der Halle 1 herausgelöst und in den vorderen Bereich der Halle 1 verschoben. Ein positiver Nebeneffekt: Während man bisher für den Salon ein Messeticket benötigte, sind nun beide Veranstaltungsschienen öffentlich und kostenlos zugänglich, ebenso wie der Magazines Sektor, das Art Basel Crowdfunding Lab und der Stand von UBS Planet Art. Ansonsten ist in der Halle 1 wie üblich der Unlimited Sektor beheimatet, wo wiederum Gianni Jetzer eine Show mit über 70 grossformatigen Arbeiten von beteiligten Galerien kuratiert hat.

Die traditionellen Nebenmessen sind ebenfalls vertreten: Die längste Geschichte hat die Liste, die heuer ihr 20jähriges Jubiläum feiert und 79 Galerien aus 31 Ländern präsentiert. Sondergast in der Druckerei ist Pro Helvetia mit ihrer Publikationsreihe Cahiers d’Art. Für die VOLTA scheint sich die Rückkehr ins Zentrum, in den stimmungsvollen Kuppelbau der Markthalle beim Bahnhof SBB, bewährt zu haben. Auch die SCOPE hat ihr Zelt – pardon, ihren Pavillon – wieder am gleichen Ort wie letztes Jahr aufgeschlagen, am Rheinufer nördlich der Dreirosenbrücke. Die Solo Project vertraut weiterhin auf die St.Jakobs-Halle und die eher ruhige Atmosphäre, die uns aber nach wie vor ganz gut gefällt. Umgezogen ist hingegen die 2012 gegründete Kunstbuch-Messe I Never Read, wenn auch nur ein paar Meter. Mit ihren rund 100 Ausstellern und Magazinen ist sie dieses Jahr in der Kaserne anzutreffen.

Als ernst zu nehmender Neuzugang in der Basler Messe-Landschaft gibt es die photo basel zu erwähnen. Diese auf Fotografie spezialisierte Messe feiert im zentral gelegenen Ackermannshof ihre Premiere. Im Rhypark, der auch schon als Ort für Bauernfänger-Messen diente, versucht sich dieses Jahr mit der Rhy Art Fair eine Schwestermesse zur Art International in Zürich – wer diese (wie wir) nicht überzeugend fand, muss sich wohl auch diese Messe nicht zuoberst auf die Agenda setzen, ebenso wie die Selection Art Fair, bei der ebenfalls Eigenwerbungs-Anspruch und Realität auseinanderklaffen.

Direkt beim Zentrum des Art-Geschehens, nämlich im südlichen Teil der Messehalle 1, findet man wie letztes Jahr die Design Miami / Basel. Während das Angebot in den Design-Galerien die gesamte Bandbreite von klassisch nüchtern bis opulent (um nicht zu sagen: kitschig) abdecken dürfte, versprechen wir uns wiederum von den ausgewählten Designern im kuratierten Teil neue Impulse, wie dem Swarovski Designers of the Future Award, den Collaborations oder dem Design at Large Programm. Traditionellerweise ebenfalls im Umfeld der Messe präsentiert das Bundesamt für Kultur die Ausstellung zu den Swiss Art Awards und auch den Swiss Design Awards, wiederum in der Halle 4 (Eingang Congress Center Basel). Wie üblich öffnen letztere bereits um 10 Uhr (die Art Basel erst um 11) und eignen sich so ideal als Tagesauftakt, Kafi und Gipfeli inklusive.

Kunst im öffentlichen Raum ist dieses Jahr ebenfalls ein Thema. Der kostenlose Parcours der Art Basel bespielt dieses Jahr das Quartier rund um den Münsterplatz – zwischen Wettstein- und Mittlerer Brücke. Die Parcours Night wurde vom Mittwoch (als eine Art lange Vernissage) auf Samstag geschoben – von 18 Uhr bis Mitternacht bereichern Performances auf dem Münsterplatz und an anderen Parcours-Standorten die Kunstnacht. Das vor 2 Jahren initiierte Projekt videocity.bs, der Videoparcours vom Bahnhof bis zum Messeplatz durch die Basler Innenstadt, findet dieses Jahr eine Fortsetzung. Auf dem Messeplatz selber setzt die Art wiederum auf eine grossformatige Installation: «Do we dream under the same sky» heisst das Werk, eine Temporärbaute der deutschen Architekten Hirsch/Müller, die als Plattform für das fortlaufende «the land»-Projekt des Konzeptkünstlers Rirkrit Tiravanija wie auch als Oase im Messetrubel dient, wo man mit dem finnischen Chefkoch Antto Melasniemi an der Vor- und Zubereitung seines Essens aktiv partizipieren kann.

Nicht zu vergessen ist bei all dem, dass Basel auch sonst vieles zu bieten hat – und viele Institutionen sich natürlich gut überlegen, welche Ausstellungen sie im Juni programmieren wollen. Fast scheint, dass man sich bei der Fondation Beyeler nicht entscheiden konnte, sodass mit Paul Gauguin und Marlene Dumas fast das gesamte Haus mit Sonderausstellungen belegt ist und nur wenige Werke aus der Sammlung zu sehen sind. Dafür breitet das Schaulager seine Sammlung aus und zeigt unter dem Titel Future Present eine umfassende «Reise durch verschiedene Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts bis heute». Das Kunstmuseum Basel ist derzeit wegen Umbau geschlossen, Teile der Sammlung sind im Museum für Gegenwartskunst zu sehen, Von Cézanne bis Richter, neben Einzelpräsentationen der Zeitgenossen Martin Boyce und Frank Stella – das Haus ist vollbepackt bis unters Dach! Einiges konzeptioneller geht es mit Haroon Mirza im Museum Tinguely zu und her, neben einer Gedenkausstellung für Eva Aeppli, Jean Tinguelys erste Ehefrau. Gleich über die Grenze, im Vitra Design Museum in Weil am Rhein, gibt die Ausstellung Making Africa Einblicke in Kunst, Design und Architektur aus Afrika, während sich The Maker Library Project mit der Maker-Bewegung, einer der wichtigsten Designtendenzen der vergangenen Jahre, befasst. Abgesehen davon, dass der Vitra Campus sowieso immer einen Besuch wert ist – einen Rundgang durch das Vitra Haus und eine Architekturführung über den Campus kann man nur herzlich empfehlen! Die traditionelle Mittwochs-Vernissage in der Kunsthalle Basel ist dieses Jahr Vincent Fecteau gewidmet, während die Ausstellung von Anicka Yi bereits angelaufen ist.

Und natürlich sind auch die kleineren und unabhängigen Kunsträume aktiv. So führt beispielsweise visarte seine Reihe PingPong mit Schweizer und US-amerikanischen Künstlern fort, und Depot Basel beschäftigt sich unter dem Titel The Collective Intention mit der Arbeitsweise von Kollektiven. Eher zu den Geheimtipps gehört auch Filter 4 in einem ehemaligen Wasserreservoir, wo sich Künstler in H20 kontemporär mit Wasser auseinandersetzen. Umfassende Informationen zu den unabhängigen Kunsträume in Basel gibt es übrigens online und gedruckt von A Roland for an Oliver.

Weitere Tipps sowie «artige» Bilder aus Basel folgen im Verlauf der Woche auf unserem «Art Basel Special» Blog unter artagenda.com/artbasel.

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