Ganznah

Bregenz | ArtRegion: Bodensee

vorarlberg museum

Ganznah

Landläufige Geschichten vom Berühren

18. März 2016 – 31. Dezember 2020

«ganznah» ist nach «Sein & Mein» die zweite Ausstellung im Format SICHTEN. Dieses Ausstellungsformat, das mit Wiedereröffnung des Hauses im Jahr 2013 startete, hat Vorarlberg als Rahmen und Bezugsraum. Ziel ist es, einen anderen Blick auf das Land zu werfen, unerwartete Geschichten zu Tage zu befördern und Potenziale (Sammlungs-, Erzähl- und Erinnerungsressourcen) offen zu legen. 2016 steht das Thema »Berührung« dabei im Fokus des Interesses.

Visuelle «Berührungstagebücher» bieten einen leichtfüßigen Einstieg in die Ausstellung. Dabei handelt es sich um Fotografien von dem, was Vorarlberger im Laufe eines Tages berührt haben. Diese Tagebücher werden während der gesamten Laufzeit stetig erweitert. Erstmals öffentlich zu sehen ist das von Karl Zauser entwickelte Doppelreck. Mit dem Feldkircher Artisten wird Halt finden und Halt verlieren thematisiert. Er war Flieger und Fänger am Trapez. Fand hier Berührung nicht statt, konnte das tödlich enden.

Dinge, die unserem Körper ganz nah sind und zu seinem Wohlbefinden beitragen, stehen in dieser Zusammenschau unterschiedlicher Privatsammlungen einander gegenüber. Gezeigt werden zudem verschiedenste Objekte, die Teil von Berührungsritualen sind. Von den Taufhäubchen über die Schäppel unverheirateter Frauen bis zu Ölfässchen, in denen das Chrisam für die letzte Ölung aufbewahrt wird.

Die Videoperformance «folta» der Tänzerin Veronika Larsen mit dem Musiker Philipp Lingg bildet den visuell-akustischen Rahmen des Ausstellungsbereichs «Heidenspaß und Höllentanz.» Im Tanz kommen sich die Menschen nahe. Einer jener Orte, an denen ausgiebig getanzt und gefeiert wurde, war der Gasthof Sonne, der in den späten 1950er Jahren Mellau den Beinamen «sündiges Dorf» einbrachte.
Bilder aus Beständen des Museums und eigens für die Ausstellung entstandene Arbeiten, etwa von Dietmar Walser und Petra Rainer, werden verwebt mit Erfahrungen Jugendlicher, die in Workshops mit der Autorin Daniela Egger entstanden sind. Neben einer Videoarbeit von Hans-Joachim Gögl und Mark Riklin, in der Paare von ihren Liebesanfängen berichten, erzählt eine Audioinstallation von der Sehnsucht nach Nähe.

Ein Aufruf in Kooperation mit dem Bregenzerwald Archiv ermöglichte das Zeigen einer Vielzahl an Liebesbriefen aus beinahe zwei Jahrhunderten. Daraus formte der Sound-Künstler Nik Hummer zusammen mit den jungen Schauspielern Michaela Bilgeri und Stefan Pohl ein intimes akustisches Bekenntnis zwischen Sehn- und Eifersucht, einsamem Schmerz und dem Bedürfnis nach Berührung. Den Abschluss der Ausstellung bilden Videointerviews mit Professionistinnen und Professionisten der Berührung. Eine Krankenschwester, ein Imam, eine Kickbox-Weltmeisterin, eine Sexualbegleiterin, ein Tanzlehrer, eine Körpertherapeutin, ein Tätowierer, eine Psychotherapeutin und eine «Strömerin» sprechen über ihre Erfahrungen und die spezielle Bedeutung, die Berührungen in ihrer Arbeit haben.


Öffnungszeiten

Di-So, Feiertage 10-18
Do 10-20

vorarlberg museum
Kornmarktplatz 1
6900 Bregenz

Öffentlicher Verkehr

Bus: Inselstraße/Kornmarkt oder Rathaus/ Kornmarkt
Bahn: Bregenzer Hauptbahnhof oder Bregenz Hafen