Im Rausch

Warth | ArtRegion: Bodensee, Zürich

Kunstmuseum Thurgau

Im Rausch

Zwischen Höhenflug und Absturz

5. Juni – 16. Dezember 2016

Glücksrausch, Wahrnehmungserweiterung, Betäubung – der Rausch hat viele widersprüchliche Gesichter. Doch was die verschiedenen Rauscherfahrungen eint, ist ihre Tendenz zur Entrückung und Loslösung vom Ich und der Realität. Mythen von gesteigerter Kreativität und Produktivität durch Rauschzustände gehören zum Repertoire der Kunstgeschichte. Doch welche Rolle spielt der Rausch für die Gegenwartskunst? Die thematische Gruppenausstellung entführt in rauschhafte Welten, psychedelische Farbkosmen und künstlerische Versuchslabore. Sie lädt ein in sinnliche Welten zwischen Höhenflug und Absturz.

Der Rausch ist ein einziger Widerspruch: Er steht für Verschwendung, Kontrollverlust und Abhängigkeit – und trotzdem oder gerade deswegen suchen wir ihn. Der Mensch will nicht immer vernünftig sein. Und es gibt nicht den einen, sondern unendlich viele Rauschzustände – vom Glücksrausch über die Wahrnehmungserweiterung bis hin zur Betäubung.

In unserer zweckorientierten Gesellschaft scheinen Drogen mittlerweile mehr der Leistungssteigerung denn der Erlangung anderer Bewusstseinsebenen zu dienen. Gleichzeitig werden andere „Rauschformen“ wichtiger: Man joggt sich in ein Endorphin-High und meditiert, jagt mit 200 km/h aus dem Alltag oder immer der perfekten Welle hinterher, man berauscht sich in den virtuellen Weiten des Internets an Simultanität, Anonymität und Masse und frönt dem Konsumrausch.

Der Rausch hat heute viele Gesichter, doch was all die verschiedenen Rauscherfahrungen eint, ist ihre Tendenz zum Ozeanischen, zur Entrückung und Loslösung vom Ich. In vielen Religionen gelten Rauschzustände als Wege, um mit höheren Mächten in Kontakt zu treten. Zum Rausch führen der Konsum bestimmter Substanzen oder auch der gezielte Verzicht sowie die Aktivierung körpereigener Stoffe wie beispielsweise Dopamin oder Endorphine.

Die Kartäusermönche wählten den Verzicht. Der Einsiedler- und Schweigeorden suchte durch meditative Versenkung in der Einsamkeit die spirituelle Ekstase, die auch als rauschhafter Zustand beschrieben wird. Für den konventionellen, weltlichen Rausch sorgte im Thurgau der Weinbau. Er brachte den Kartäusern den Wohlstand, der die bescheidene Klosterkirche zu einem schwindelerregend farb- und formenreichen Gesamtkunstwerk vewandelte. Aus heutiger Sicht lässt sich anhand dieses Bild gewordenen Rauschzustands eine Linie von der Spiritualität über den Rausch zur Kunst ziehen.
Auf ihren Spuren bewegt sich die Ausstellung «Im Rausch. Zwischen Höhenflug und Absturz». Film, Fotografie und Rauminstallationen, Malerei und Grafik entführen in künstlerische Versuchslabore, psychedelische Farbkosmen und andere rauschhafte Welten. Pipilotti Rists erstmals in der Schweiz präsentierte Wunderwelt «Mercy Garden» lässt uns eintauchen in einen ozeanischen Sog magisch-verspiegelter Bewegtbilder. Eigens für die Ausstellung entwarf Carsten Höller einen seiner riesigen «Triple Mushrooms», welcher verschiedene halluzinogenen Pilze in einer fantastisch-surrealen Skulptur vereint.

Welche Rolle spielt der Rausch für die Gegenwartskunst? Ist der «Flow» an die Stelle des „Rauschs“ getreten? Wird heute das Publikum von immer grösseren Kunstspektakeln berauscht? Welche Bilder produziert die Kunst im Rausch und welche Mittel findet sie für das visionäre Sehen?

Diesen Fragen geht die thematische Gruppenausstellung nach. Dabei führt der Rausch auf einen schmalen Grat zwischen Höhenflug und Absturz. Mit der Kunst verbindet ihn die Sehnsucht nach dem erträumten, visionären und transzendentalen Moment.


Öffnungszeiten

Sommer (1.5. - 30.9.)
Mo-So 11-18

Winter (1.10. - 30.4.)
Mo-Fr 14-17
Sa & So, Feiertage 11-17

Öffentlicher Verkehr

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