Skulpturen 1997–2014

Charles Ray, Boy with Frog, 2009. Ed. 1/1 + AP, Pinault Collection. © Charles Ray, Courtesy Matthew Marks Gallery. Foto: Charles Ray

Basel | ArtRegion: Basel - Oberrhein

Kunstmuseum Basel | Hauptbau

Charles Ray: Skulpturen 1997–2014

Ausstellung im Kunstmuseum Basel und im Museum für Gegenwartskunst

15. Juni – 28. September 2014

Der amerikanische Künstler Charles Ray ist einer der wichtigsten Skulpteure seiner Generation. Nach einem Jahrhundert der Dominanz skulpturaler Abstrak- tionen arbeitet er an einer neuen plastischen Figuration. Das Kunstmuseum Basel und das Museum für Gegenwartskunst geben in Zusammenarbeit mit dem Art Institute of Chicago einen Überblick über sein Schaffen seit 1997. Zu sehen sind bekannte Arbeiten wie Unpainted Sculpture (1997) oder Boy with Frog (2009), aber auch ganz neue Skulpturen wie Mime oder School Play, beide 2014, die alle in langjährigen Arbeitsprozessen entstanden sind. 

Charles Ray wurde 1953 in Chicago geboren und lebt seit 1981 in Los Angeles. Im Mittel- punkt seines faszinierenden Kosmos‘ stehen skulpturale Prinzipien und Fragestellungen zu Proportion, Dimension, Raum und Gewicht, Innen und Aussen und weniger die narrativen Zusammenhänge. Nach einem Jahrhundert der Dominanz skulpturaler Abstraktionen arbeitet er – wie Katharina Fritsch oder Jeff Koons – an einer neuen plastischen Figuration, zu sehen etwa in der weiss bemalten Stahlskulptur Boy with Frog (2009), die bis vor Kurzem an der Punta della Dogana in Venedig installiert war. Stupend in der Ausführung, hat die Skulptur, der man ihre enorme Schwere überhaupt nicht ansieht, etwas Zeitloses an sich; viele Leute denken bei ihrem Anblick wohl nicht an Gegenwartskunst.

Das Kunstmuseum Basel veranstaltet gemeinsam mit dem Art Institute of Chicago erstmals seit 2006 eine grosse Museumsausstellung des amerikanischen Künstlers, konzentriert auf Rays Schaffen von 1997 bis 2014. Seine Werke, die zwischen 1973 und 1993 entstanden sind, waren 1994 in Europa Gegenstand von Ausstellungen in Malmö, London, und in den Kunsthallen Bern und Zürich. Sie zeigten Rays Weg von den performativen Selbsterpro- bungen und ihren Interaktionen mit plastischen Elementen der 1970er-Jahre, die fotografisch festgehalten sind, bis hin zu Family Romance (1993), einer Figurengruppe von Eltern und ihren beiden Kindern mit irritierend identischen Körpergrössen, die sich im Museum of Modern Art, New York, befindet. In den USA wiederum fanden 1998/99 Ausstellungen vergleichbarer Art in New York, Los Angeles und Chicago statt, wo auch seit der Europa- tournee entstandene Werke wie Unpainted Sculpture (1997) aus dem Walker Art Center, Minneapolis, zu sehen waren.

Unpainted Sculpture bildet nun den Auftakt der grossen Sonderausstellung: Ray zerlegte einen völlig zerstörten Unfallwagen, einen Pontiac, bis in die kleinsten Einzelteile, goss diese in Fiberglas nach und setzte sie wieder zu einem Ganzen zusammen. Der Besucher begegnet der lebensgrossen Frauenfigur Aluminum Girl (2003), einer sockellosen Statue aus weiss bemaltem Aluminium, die der Künstler parallel zu den Arbeiten an Unpainted Sculpture zunächst in farbig bemaltem Holz konzipiert hatte. Rays Reflexion der typisierten Menschenfigur, die sich früher auf die synthetische Schaufensterpuppe bezog, erhält in der jetzigen skulpturalen Anmutung etwas Erhabenes, einer Figur der Antike ähnlich. Und doch ist sie keine Idealfigur, sondern hat die Lebensnähe einer durchschnittlichen jungen Frau. Diese Skulptur bildet in ihrer Weiterführung einer langen Tradition der figürlichen Bildhauerei gleichsam einen Wendepunkt in Rays Œuvre.

Die neusten Skulpturen sind aus massivem Edelstahl oder Aluminium gefräst und weisen keine Bemalung mehr auf: Shoe Tie (2012), die Figur eines nackten Mannes in der Hocke, der sich imaginierte Schnürsenkel bindet; Sleeping Woman (2012), die Figur einer Obdachlosen, die auf einer Bank in den Strassen von Santa Monica in tiefen Schlaf versunken ist; und Mime (2014), das jüngste der ausgestellten Werke, das einen Menschen zeigt, der den Schlaf mimt.

Fast jedes der 15 im Kunstmuseum Basel und im Museum für Gegenwartskunst ausgestellten Werke beansprucht einen Raum für sich, denn es ist – nach jahrelanger Arbeit und vielen Erprobungen – ein skulpturaler Solitär und zugleich ein jeweils neuer Schritt in Rays künstlerischer Auseinandersetzung mit der Welt.


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