Art Basel Woche 2019 – die Messen im Überblick

Art Basel – fair entrance with logo

Katinka Wendt | 24. Mai 2019

Art Basel Woche 2019 – die Messen im Überblick

Und jährlich grüsst die Art Basel Woche. Es ist wieder soweit: Mitte Juni verwandelt sich Basel erneut in das weltgrösste Museum auf Zeit!

 

An erster Stelle der Basler Kunstwoche vom 10.–16. Juni 2019 steht die Art Basel, die zweifellos als wichtigste Kunstmesse der Welt gilt. Doch ist die Art mittlerweile viel mehr als nur eine Messe: Verschiedene Sektoren und Rahmenprogramme wie Unlimited, Conversations, Talks, Filme und Kunst im öffentlichen Raum gehören ebenfalls dazu. Und dann gibt es noch die parallel stattfindenden Nebenmessen. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber keine Angst: wir bringen ihn zurück.

Die 290 ausgewählten Galerien aus 34 Ländern, die Werke von über 4’000 Künstlern zeigen, stehen bei der diesjährigen 49. Ausgabe der Art Basel wieder im Mittelpunkt. Besonders der Galleries Sektor in Halle 2, mit 232 der weltweit renommiertesten Galerien moderner und zeitgenössischer Kunst, geniesst grosse Aufmerksamkeit. Im Feature Sektor zeigen 24 internationale Galerien, davon elf Neulinge auf der Art Basel, fokussierte kuratorische Projekte und historische wie auch zeitgenössische Positionen. Die Solopräsentationen im Statements Sektor bieten SammlerInnen und BesucherInnen die Chance,  aufkommende KünstlerInnen und Galerien zu entdecken – dieses Jahr schaffen sechs neue Galerien hier den Einstieg. Bis zu zwei der KünstlerInnen werden bei der Medieneinführung mit dem Baloise Art Prize ausgezeichnet!

Nicht unerwähnt bleiben soll ausserdem der Film Sektor, dessen Fokus dieses Jahr auf der komplexen Rolle der Medien in der globalisierten Welt von heute liegt. Das Programm, das im Stadtkino Basel gezeigt wird, ist allerdings aufgrund der abendlichen Vorführzeiten vor allem für jene Art-GängerInnen geeignet, die in Basel übernachten, da bei den Spätvorstellungen weitere Verschiebungen keine Seltenheit darstellen.

Das Auditorium, in dem die frei zugänglichen Podiums-Veranstaltungen und Art-Talks des Conversations Programms stattfinden, ist wie immer im vorderen Teil der Halle 1 zu finden – gleich neben dem Magazines Sektor, den Book Stores von Stampa und Zucker sowie einem Ableger des Vegi-Restaurants Hiltl. Wie im letzten Jahr ist in Halle 1 im 1. Stock auch der Unlimited Sektor beheimatet, in dem eine Show mit 75 grossformatigen Werken das achte und nunmehr letzte Jahr in Folge von Gianni Jetzer kuratiert wird. Grosse Skulpturen und Gemälde, Videoprojektionen, Installationen und Performances – das Programm umfasst geschichtlich bedeutende ebenso wie zeitgenössische Werke, renommierte wie auch aufstrebende Künstler, und verspricht museale Qualitäten. Einige der diesjährigen Positionen thematisieren politische Unruhen und treffen dadurch nicht nur den Zeitgeist, sondern hinterlassen auch einen bleibenden Eindruck. Unser Tipp: Um 10 Uhr mit der Conversation starten und anschliessend zur Unlimited wechseln – nachmittags ist der Andrang, gerade bei Werken mit beschränkter Kapazität, meist noch grösser.

Auch dieses Jahr sind nebst der Art diverse traditionelle Nebenmessen an den letztjährigen Orten anzutreffen; mit einer Ausnahme: die SCOPE pausiert dieses Jahr. Ansonsten locken die üblichen Verdächtigen: Die längste Geschichte hat die LISTE – Art Fair Basel. In ihrer 24. Ausgabe jedoch zum ersten Mal unter neuer Direktion, nämlich der von Joanna Kamm. Die Messe, die sich als Sprungbrett für junge Galerien versteht, präsentiert dieses Jahr 77 Galerien, davon 21 erstmalig, aus 33 Ländern. Das Performance Projekt hat letztes Jahr seinen Abschluss gefeiert. Dafür gibt es dieses Jahr ein neues Platzierungskonzept innerhalb der altbekannten Räumlichkeiten und eine neue Initiative, genannt «Joinery». Das ist einerseits ein Ort, an dem Galerien Videos und Performances zeigen, die die Möglichkeiten am Stand überschreiten, andererseits ist es ein Treffpunkt und «Think Tank», der die aktuellsten Themen im Kunstdiskurs aufgreift. Zusätzlich ermöglicht das Diskursprogramm, mit dem Spike Art Magazine als Sondergast, eine von Dienstag bis Sonntag täglich stattfindende Gesprächsreihe mit dem Titel «The Artist as X». Sehr intellektuell unterwegs, die LISTE.

Zu ihrem 15. Jubiläum findet sich die VOLTA dieses Jahr zum zweiten Mal an der Elsässerstrasse 215, in der Nähe des Voltaplatzes, ein. Mit 79 präsentierten Galerien von vier Kontinenten und KünstlerInnen 25 verschiedener Nationalitäten ist und bleibt die VOLTA ein Ort für Neuentdeckungen in der Kunstszene. Die ausgestellten Kunstwerke beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Themen: vom Kollektivgedächtnis über zeitgenössische sozio-politische Themen und deren Einfluss auf die Kunst bis hin zur Übersetzung der fotografischen Sprache in die Malerei. Die 2012 gegründete Kunstbuch-Messe I Never Read mit über 120 Ausstellern und Magazinen – im übrigen neben den Swiss Art + Design Awards die einzige hier genannte Messe mit freiem Eintritt – fühlt sich in der Kaserne immer noch wohl. Untermalt werden die Ausstellungen hier durch ein dynamisches Programm von interaktiven Installationen, Diskussionen, Film, Musik und sogar Sportaktivitäten. Nicht weit ist die photo basel als spezialisierte Messe für Kunstfotografie, die wieder im Volkshaus Basel logiert. Zum zweiten Mal erweitert sie ihr Programm um eine Ausstellung. Unter dem Titel «Master Cabinets – Tender Moments» werden Fotografien gezeigt, die sich mit dem Verlangen nach (liebevoller) Zuwendung beschäftigen. Die ausgestellten Bilder halten Momente der Fürsorge und Empathie menschlicher Interaktionen fest. Meiner Meinung wichtig und richtig in einer Zeit, in der die virtuelle Welt immer mehr Bedeutung erhält, auf die Notwendigkeit und Schönheit zwischenmenschlicher Beziehungen aufmerksam zu machen.

Nach einem erfolgreichen Start bespielt die paper positions basel dieses Jahr erneut den Ackermannshof. 29 ausgewählte Galerien aus neun Ländern präsentieren herausragende Positionen zeitgenössischer und moderner Kunst mit Fokus auf dem Medium Papier. Die Druckereihalle, in der zentral gelegenen St. Johanns-Vorstadt, eignet sich bestens für die Zeichnungen, Collagen, Scherenschnitte, Fotografien, Künstlerbücher und Objekte.

Direkt beim Zentrum des Art-Geschehens, nämlich in der Halle 1 Süd, findet man die Design Miami / Basel. Neben nahezu 50 Design-Galerien wird hier mit den «Curio’s» auch dieses Jahr wieder der Nachwuchs gefördert. Angelehnt an Kuriositätenkabinetts aus dem Zeitalter der Renaissance lädt «Curio» Designer, Architekten, Kuratoren, Galeristen und viele mehr dazu ein, kleine immersive und innovative Installationen auszustellen, die gewöhnliche Designvorstellungen hinterfragen. Im «Design at Large», kuratiert von Aric Chen zu dem Thema «Element Erde», werden wir sowohl mit Design-Kultur, als auch Design-Handel konfrontiert. Die Ausstellungsobjekte reichen von Möbeln über Beleuchtung zu «objets d’art». Wir sind gespannt!

Traditionellerweise ebenfalls im Umfeld der Messe präsentiert das Schweizer Bundesamt für Kultur die Ausstellung zu den Swiss Art Awards und Swiss Design Awards. Beide sind in Halle 3 zu finden (zwischen Halle 1 und 2 gaaanz weit nach hinten gehen). Mit der Öffnung bereits um 10 Uhr eignen sie sich ideal als Auftakt für den Art-Tag, Kaffee und Gipfeli inklusive.

Wer genug von Messehallen und Galeriekojen hat, ist beim Parcours richtig. Erneut im Gebiet rund um den Münsterplatz und das historische Zentrum von Basel lassen sich dieses Jahr, zum 10-jährigen Parcours-Bestehen, 20 objektspezifische Werke unter freiem Himmel betrachten. Der bereits zum vierten Mal in Folge von Samuel Leuenberger, Direktor und Kurator von SALTS in Birsfelden, kuratierte Parcours steht ab Montag Nachmittag bereit. Unter dem Motto «The Impossibility of Being a Sculpture» wurde für die diesjährige Ausgabe besonders viel Wert darauf gelegt, dass die Kunstwerke in Interaktion mit ihrer Umwelt und dem Betrachter treten, also wahrlich ortsspezifisch sind. Die traditionelle Parcours Night findet dieses Jahr leider nicht statt.

Für die diesjährige Performance auf dem Messeplatz wurde eigens ein temporärer Pavillon installiert. In diesem gibt es «Aggregate» von der rumänischen Künstlerin Alexandra Pirici zu erleben. Das performative «Environment» – ein Kunstwerk, das nur unter Einbezug seiner aktuellen Umgebung existieren kann – besteht aus einer live Choreografie, bei der mehr als 60 PerformerInnen durch die Anhäufung von individuellen Gesten einen Kollektivkörper generieren. Auch die BesucherInnen werden durch die Vermischung mit den PerformerInnen miteinbezogen. «Aggregate» lädt zur Reflektion der (kollektiven) Identitätskonstruktion ein und passt damit in das Oeuvre der Künstlerin, die für die Erkundung von geschichtlichen, individuellen und kollektiven Manifestationen von Körperpräsenzen und Machtstrukturen bekannt ist. Klingt nach einem wahren Erlebnis!

Ein Rückblick auf die Art Basel Woche 2018 in Bildern zur Einstimmung für 2019

ArtPlanner Basel 2019: Der «kleine Rote» passt sogar ins kleine Schwarze!

Den besten Überblick über Öffnungszeiten, Sonderveranstaltungen und auswärtige Ausstellungen gibt der ArtPlanner von artagenda.com. Der praktische A7 Leporello ist in der Art Basel Woche bei allen Infopoints von Basel Tourismus sowie vielen Kunstmessen, Hotels und Kulturorten kostenlos erhältlich.