Berlin | ArtRegion: Mitte

Galerie Deschler Berlin

Holger Bär: 11.500.000 Punkte

1. Oktober 2022 – 18. Februar 2023

Nach den abstrakten Zahlenbildern in Holger Bärs letzter Galerieausstellung im Jahr 2020 präsentiert diese Ausstellung Werke, die seine jahrelange Auseinandersetzung mit den Farbtheorien und optischen Prinzipien des Pointillismus weiter verfeinern und ausbauen. Aufbauend auf der 2015 erstmals gezeigten Engadin-Serie zeigen Bärs jüngste Arbeiten eine weitere Verfeinerung seiner Herangehensweise an dieses Thema.

Holger Bärs pointillistische Malerei bedient sich der optischen (subtraktiven) Farbmischung, um Kunst zu schaffen, und verwendet im Gegensatz zu Seurats Ansatz acht Grundfarben: Ultramarinblau, Hellblau, Zinnoberrot, Hellmagenta, Grün, Gelb, Weiß und ein Dunkelgrau. Die einzelnen Farbpunkte sind deckend gesetzt und klar voneinander getrennt, so dass sie gut sichtbar bleiben. Im Gegensatz dazu sind die Farbpunkte bei Fotodrucken lichtdurchlässig und überlagert, was zu einer subtraktiven Farbmischung auf dem Trägermaterial führt. In Bärs Bildern findet keine Farbmischung auf der Leinwand statt, weder subtraktiv noch additiv – alle weiteren Farben und Helligkeitsabstufungen werden erst im Auge bzw. im Gehirn des Betrachtenden wahrgenommen, der damit einen aktiven und unverzichtbaren Beitrag zum Werden des Bildes leistet. Allerdings ist dieser Effekt nur in einer bestimmten Mindestentfernung sichtbar; nähert man sich dem Bild, löst es sich in seine Einzelpunkte auf. Zugleich lässt sich sagen, dass Bärs Bilder trotz des ersten Anscheins nicht fotorealistisch, sondern analytisch sind; sie zeigen nicht die Realität, in der sich die Farben schon vor dem Sehen mischen, sondern zerlegen das von den Gegenständen reflektierte Licht in seine Einzelteile, wobei die Farbmischung erst im Akt der Wahrnehmung als optische Täuschung entsteht.