Retrospektiv 1990 – 2015

Winterthur | ArtRegion: Bodensee, Zürich

Ehemalige Heizzentrale Sulzerallee

Titus: Retrospektiv 1990 – 2015

29. Mai – 3. Juli 2016

Zum ersten Mal überhaupt öffnet die frühere Heizzentrale von Sulzer in Oberwinterthur ihre Tore dem Publikum. Zwischen den Heizkesseln stellt der Aargauer Künstler TITUS seinen monumentalen Bilder-Kosmos aus.

Ausgerechnet in einer der konservativsten Regionen der Schweiz hat ein Künstler ein ganz und gar eigenständiges Werk geschaffen. TITUS bewegt sich mit seinem Schaffen fernab aller Konventionen des Kunstbetriebs. Eine Retrospektive in Winterthur zeigt nun den Entwicklungsweg dieses Aargauer Künstlers.

TITUS’ unverwechselbare Bilder sind zum Teil so gross, dass sie kaum in Galerien passen – wohl aber in die Hallen, in denen immer noch die wuchtigen Heizkessel der Firma Sulzer stehen. In der ehemaligen Heizzentrale kann TITUS ein paar seiner bis zu 4 x 6 Meter grossen Formate zeigen.

TITUS, 1965 geboren, ist im aargauischen Beinwil am See aufgewachsen, wo er noch heute lebt und arbeitet. In seiner Jugend war er zunächst von gutbürgerlichen Vorstellungen über Malerei geprägt. Mit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit liess er sich von Romantikern und Expressionisten beeinflussen, doch emanzipierte er sich sukzessive von diesen Vorbildern.

Die Retrospektive setzt bei den Arbeiten aus dem Jahr 1990 an, als in TITUS’ Werk eine eigene Bildsprache sichtbar wird. Der flächige Farbauftrag gehört noch bis ins Jahr 2003 zu seinem Schaffen, danach entstehen seine Bilder aus der rotierenden und schlaufenden Bewegung des Pinselstrichs. Der Loop, eine Art Kringel, ist seither sein gestalterisches Hauptwerkzeug. Aus Hunderten solcher Kringel komponiert er auf der Leinwand seine Werke. So erschafft TITUS einen eigenen Bilderkosmos, Kringel um Kringel, Loop um Loop – maltechnisch oft aufs Minimum reduziert und dennoch in der Wirkung expressiv.

TITUS passt in keine künstlerische Schublade, auch nicht in jene der abstrakten Malerei. Manchmal deutet er gegenständliche Dinge an, Figuren, Häuser, Landschaften. Seine Bilder bewegen sich fliessend zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Materie und Immaterialität. So sind im vermeintlichen Chaos seiner Kringel auf den zweiten Blick Ordnungsmuster erkennbar.

Der Chemiker Antoine Logean, der als Forscher die Faltungsprozesse von Proteinen erforschte, erkannte in TITUS’ Bildern Muster, die solchen der physikalischen Realität gleichen. Diese unerwarteten visuellen Parallelen zwischen ästhetischer und physikalischer Formgebung haben TITUS und Logean 2004 in einer gemeinsamen Ausstellung in Olten sichtbar gemacht. «Durch mein ästhetisches Bedürfnis habe ich Bilder von Strukturen geschaffen, wie sie ähnlich in der Natur existieren, die ich aber nie zuvor gesehen hatte», sagt TITUS zu diesem Schlüsselmoment in seinem Werdegang. In der Sulzer-Heizzentrale werden Teile der damaligen Ausstellung noch einmal gezeigt.

Seither befasst sich TITUS intensiv mit der Frage, wie ästhetische Empfindung und physikalische Realität, Emotion und Ratio zusammen spielen. Dabei hat er auch entdeckt, dass manche seiner Bilder in vielen Betrachtern einen Eindruck von «Übernatürlichkeit» auslösen. Sie werden als spirituell wahrgenommen. Was erzeugt diese Wirkung? Mit solchen Fragen experimentiert TITUS beim Malen. Er selber bezeichnete sein Schaffen einmal als «ästhetische Elementarphysik».

Seine Beschäftigung mit Strich und Bewegung führte ihn 2013 vorübergehend weg von der Leinwand. Er entwarf die Zeichnungs-App fadepad, die seither kostenlos im Internet verfügbar ist. Im Unterschied zu einem analogen Bild verschwindet in der digitalen App der Strich nach einer vordefinierten Zeit. Mit fadepad schuf TITUS eine neue Zeichen-Erfahrung für jedermann – ja im Grunde sogar ein neues Medium. Auch fadepad wird in der Retrospektive in Oberwinterthur zu sehen sein.


Öffnungszeiten

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Sa und So: 14 – 18

Öffentlicher Verkehr

Bus:14 bis Industriepark