Anarchy of Form

Berlin | ArtRegion: Schöneberg

drj art projects

Esther Stocker: Anarchy of Form

8. September – 2. November 2019

Dass Anarchie und Chaos ihrem Wesen nach vollkommene Gegensätze sind, kann man leicht erfahren, wenn man sich mit der Herkunft der Begriffe befasst: Während nämlich Anarchie an sich die Abwesenheit von Herrschaft als Ordnungssystem beschreibt, meint Chaos die totale Unordnung, eine finstere Leere, letztlich das lebensfeindliche Nichts. Die Gleichsetzung der beiden Begriffe im politisch-gesellschaftlichen Alltag kann man also getrost als Versuch bezeichnen, Herrschaftslosigkeit mit einem Zustand von Bedrohung gleichzusetzen, was umgekehrt das Beherrschen der Vielen durch die Wenigen als Voraussetzung für geordnete und sichere Verhältnisse suggerieren soll.
In der Ausstellung Anarchy of Forms geht Esther Stocker diesem Zusammenhang in einer gleichnamigen Installation in Bezug auf den bestimmenden architektonischen Raum nach: was bewirkt eine hierarchielose Ordnung kongruenter Formelemente in einem alles anderem als neutralem Innenraum aus dem 19. Jahrhundert, etwa hinsichtlich seiner Grenzen und unserer Wahrnehmung derselben? Um dies zu untersuchen, arrangiert sie im ersten Ausstellungsraum von drj schwarze Quadrate unterschiedlicher Dimensionen auf Wänden, Boden und Decke, also den Raumbegrenzungen, über all deren vordefinierten Eigenheiten hinweg, und löst damit den vorgefundenen Raum-Gestalt-Zusammenhang geometrisch wie strukturell förmlich auf.
In dieser Arbeit folgt Esther Stocker ihrem über viele Jahre und sehr erfolgreich in zahlreichen ortsspezifischen Installationen verfolgtem Interesse an Ordnungssystemen, Störungen derselben sowie der Wirkung dieses Zusammenhangs auf die Betrachter*innen.
Wie in diesen Werken, so hat sich ihre künstlerische Arbeit, auf Grundlage ihrer Malerei, aber auch beständig in Richtung Skulptur, Bekleidung, Möbel und architektonischem Raum an sich erweitert. Dies findet im zweiten Teil der Ausstellung seinen Ausdruck: Als inhaltliches Gegengewicht zur geometrisch bestimmten Installation des ersten Raums, komponiert Esther Stocker dort eigene Objekte und Werke mit von ihr ausgewählten Arbeiten anderer Künstler*innen aus ihrem eigenem und dem künstlerischen Umfeld von drj mit der Idee, so einen abstrahierten Kunst-Wohnraum zu gestalten. Diese Zusammenstellung erschafft räumlich und atmosphärisch ein Ambiente, das dem Anspruch eines Gesamtkunstwerks als Ort der Verbindung von Mensch und Raum bzw. Wohnen und Sein als künstlerische Vision darzustellen anstrebt, als Anregung für das vertiefte Verständnis eines Lebens mit Kunst im persönlichen Alltag.


Öffnungszeiten

drj art projects
Leberstraße 60
10829 Berlin