Antichthon

Zürich | ArtRegion: Zürich
Christian Waldvogel: Antichthon
A Possibly Discredited Theory, and Thus a Paradise Less
30. August – 20. Oktober 2012
Antichthon (griech. Gegenerde) ist ein, 500 v. Chr. erstmals beschriebener, hypothetischer Himmelskörper. Der griechische Philosoph Philolaos führte diese Idee ein, um das damals propagierte Weltbild in Balance zu halten. Über die Jahrtausende wurde die umstrittene Vorstellung der Gegenerde mehrfach korrigiert.
Für Christian Waldvogel steht Antichthon für das periodische Kommen und Vergehen von Weltanschauungen, für das Fallenlassen von Theorien, das Verwerfen von Ideen und sich verändernde Überzeugungen, einhergehend mit dem Verlust des Paradieses. Vor 2500 Jahren stellte man sich Antichthon opulent, ideal und fruchtbar vor. Vieles davon ist im Lauf der Zeit überflüssig geworden. Wenn Antichthon denn existiert, dann höchstens in der Grösse eines Asteroiden. Damit schrumpft der Paradiesgarten zu einem lebens-, luft- und vegetationslosen Gesteinsbrocken.
Christian Waldvogels raum- und medienübergreifend angelegte Installation ‹Antichthon – A Possibly Discredited Theory, and Thus a Paradise Less› eröffnet den Betrachtenden ein Environment aus Versuchsanordnungen, Objekten, Projektionen und Bildern. Die Videoarbeit ‹contre-jour› (2012) bildet die Schleuse zwischen Erde und Gegenerde. Das Video zeigt die auf Spitzbergen aufgenommene, nie untergehende Sonne. Der Blick ist ununterbrochen gegen die Sonne gerichtet, die uns seit Menschengedenken den vermeintlichen Standort von Antichthon verdeckt. Es entsteht eine räumliche und assoziative Trennung die den Fokus von einer entfernten Aussensicht auf die in greifbarer Nähe befindlichen Details zoomt.
«Ich versuche den Dingen auf den Grund zu gehen und so den Kern der Sache – Ideallösungen – zu finden, seien diese künstlerischer, konzeptioneller oder mathematischer Art. Mich interessiert der Blick aufs Ganze, und eben das, was grösser und dauerhafter ist als ein einzelnes Menschenleben.» Christian Waldvogels wissenschaftliche Herangehensweise formt aus zyklischen Verflechtungen von Assoziation, Analyse und Recherche sein vielschichtiges Werk auf inhaltlich und formal-ästhetisch höchstem Niveau.
Im Sommer 2013 werden zwei von der NASA ausgesandte Sonden den endgültigen wissenschaftlichen Beweis für oder gegen die Existenz Antichthons liefern. Ein Jahr zuvor begeben wir uns unbefangen in Waldvogels Interpretation dieser in der Antike entstandenen Idee.
Öffnungszeiten
Mi - Fr: 14 - 18
Sa: 12 - 17
Herrmann Germann Contemporary
Stationsstrasse 1
8003 Zürich
Öffentlicher Verkehr
S-Bahn S2, S8, S21, S24: Wiedikon