Das Archiv bin ich

Friedrichshafen | ArtRegion: Bodensee

Kunstverein Friedrichshafen

Christof Salzmann: Das Archiv bin ich

25. April – 28. Juni 2015

›Das Archiv bin ich.‹[1] Das Archiv als Ichsetzung. Das muss gesagt sein, denn die meisten verbinden mit Archiven eher langweilige Konstrukte eines vermeintlich Objektiven oder gar anonymisierte Ansammlungen unbelebter Dinge für zukünftige Generationen. Zum Glück trifft das nur auf wenige Archive zu, die meisten sind provozierend eigentümlich. ›Das Archiv bin ich.‹ Eine Erinnerung im Archiv der Kindheit kann den Fokus des Satzes schnell verschieben – vom Archiv auf das Ich. Alan Alexander Milne hat in seinem unvergleichlichen Buch über den Bären Winnie the Puh eine pointierte Frage hinterlegt, die einen Menschen das ganze Leben lang auf Trab halten kann, auch wenn sie bei Milne von einem Kaninchen gestellt wird: ›Welche Sorte von Ich?‹ So präzise die Frage, so vielfältig die möglichen Antworten, denn mit jeder Wiederholung der Frage (auch an sich selbst) wird eine neue Antwort fällig. Schon erscheint eine geordnete Sammlung wünschenswert. Ein Archiv als Speicher kann helfen, (sich) zu erinnern; als Ablage­system ist das Archiv auch hilfreich beim mit zunehmendem Alter leichter werdenden Vergessen. Ohne Archiv bleibt die Gefahr, das Falsche oder gar falsch zu erinnern, ebenso groß wie die Gefahr Wesentliches zu vergessen – speziell in Deutschland ein Problem von historischer Dimension. (Man merkt, so ein Archiv kann schnell politisch [2] werden.)

Die Ausstellung ›Das Archiv bin ich.‹ zeigt den Künstler Christof Salzmann bei der Arbeit. Wenn er gerade nicht archiviert, zeigt die Ausstellung zumindest Teile seines Archivguts, vor allem aber die Werkzeuge seines Archivierens: einen (Archiv)Schrank, einen (Archiv)Tisch, einen Computer, einen Drucker und einen (Archiv)Teppich. (So ein Archiv kann schnell zu einer Nische [3] werden, in der man sich verlieren kann.) In welchem Zustand der Besucher auch immer auf das Archiv Salzmann trifft, in Anwesenheit des Archivars oder in bloßer Anwesenheit seines Archivguts, es wird spannend zu beobachten sein, ob sich die gewissenhafte Verwaltung künstlerischer Archivalien in einen aufwendigen Prozess der strukturellen Selbstverwaltung verkehrt. Diese Tendenz ist im Zeitalter zunehmender digitaler Alltagsarchivierung keinesfalls unbekannt und könnte auch Sie betreffen, denn das Archiv bin ich, ist die oder ist der, sind Sie oder womöglich gar wir! Um das herauszufinden, bleibt das Archiv bis zum 28. Juni dieses Jahres der Öffentlichkeit zugänglich.


Öffnungszeiten

Mi-Fr 15-19
Sa, So, Feiertag 11-17

Kunstverein Friedrichshafen
Buchhornplatz 6
88045 Friedrichshafen