Museum für Lebensgeschichten - Ernst Kriemler – Der Lebensweg eines Bürgers von Speicher 2023Bild: Beat-Keller_Foto-Grossvater-ledig-Ernst-Kriemler--1200x1831

Speicher | ArtRegion: Bodensee

Museum für Lebensgeschichten

Ernst Kriemler

Der Lebensweg eines Bürgers von Speicher

22. Januar – 1. Oktober 2023

Ernst Kriemler (1902-1975) ist bekannt dafür, dass er sein bewegtes Leben in sieben Schulheften dokumentiert hat. Auszüge aus seinen Aufzeichnungen sowie historische Bilder der Orte, die er in seinen Texten erwähnt, sind in einer Ausstellung zu sehen. Er wurde in Herisau, Speicher, als erstes von elf Geschwistern geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und zog häufig um. In den Ferien arbeitete er auf dem Hof der Schwester seines Vaters und lernte die Landwirtschaft kennen. Im Alter von sechzehn Jahren verließ er sein Zuhause ohne Ausweispapiere und machte sich auf den Weg nach Deutschland, wo er als Landarbeiter arbeitete.

Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 fanden viele junge Schweizer Arbeit, da viele Deutsche der gleichen Generation im Krieg verloren gegangen oder mit bleibenden Behinderungen zurückgekehrt waren. Ernst jedoch musste sich erst ausweisen, bevor er arbeiten konnte, und landete deshalb im Gefängnis seines Heimatortes Speicher. Nach der Rekrutenschule in Kloten kehrte er schliesslich ins Appenzellerland zurück und begann als Maurer zu arbeiten. Als die Arbeitssituation ungünstig wurde, fuhr Ernst nach Zürich und bekam eine Stelle bei der Baufirma Hatt-Haller. Unglücklicherweise nahm Ernst 1938, als er in seiner Freizeit bei einem Freund Renovierungsarbeiten durchführte, eine Flasche Märwiler Saft aus dem Comestibles-Laden mit und ging zum Drogisten, um Natronlauge zum Tünchen der Küche zu holen – ein Ereignis, das sich als Unglück seines Lebens herausstellen sollte.
1975 erlebte Ernst auf tragische Weise eine tödliche Verwechslung beim Befüllen seines Trinkbechers: Die Lauge verätzte seine gesamte Speiseröhre. Obwohl er überlebte, musste er zahlreiche Operationen über sich ergehen lassen und konnte nie wieder feste Nahrung zu sich nehmen, was schließlich zu seinem Tod führte.


Öffnungszeiten

Museum für Lebensgeschichten
Hof Speicher Zaun 5
9042 Speicher