FLATZ im Portrait

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Dornbirn | ArtRegion: Bodensee

FLATZ Museum

FLATZ im Portrait

Bis auf weiteres

Vielleicht bedeutet „Hören“ etwas ganz anderes für einen zehnjährigen Hirtenjungen, der allein auf einer Alm die erschütternde Szene miterlebt, wie 156 Rinder bei lebendigem Leib verbrennen, nachdem ein Blitzschlag die Blockhütte in Brand gesetzt hat. Selbst inmitten des unbeschreiblichen Getöses kann der Hirtenjunge noch deutlich die Stimme seines Hirtenhundes wahrnehmen, der neben ihm gefangen ist.

Die Kindheit von Wolfgang FLATZ war alles andere als einfach. Trotz eines ereignisreichen Lebensabschnitts war sein Aufwachsen vor allem durch die kleinbürgerliche Herkunft, den sozialen Druck und die intellektuell erstickende Umgebung des ländlichen Vorarlbergs schwierig. Sein Weg zur Kunst war jedoch eine metaphorische Befreiung aus dieser schwierigen Situation, und seine schöpferische Begabung, die er während einer Lehre als Goldschmied verfeinerte, ermöglichte ihm ein Stipendium in Deutschland. FLATZ selbst bezeichnete seine Entscheidung, Österreich zu verlassen, als „Emigration“, und die aktuelle politische Lage lässt seine Wortwahl noch treffender erscheinen.

FLATZs erste öffentliche Auftritte hatten ihm 1974 eine kurzzeitige Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt eingebracht, mit der Androhung einer halbjährigen Haftstrafe im Wiederholungsfall. In München, wo er seither lebt, studiert er Kunstgeschichte an der Universität und Malerei an der Akademie, stellt aber fest, dass die „klassische“ bildende Kunst sein Kommunikationsbedürfnis nicht befriedigt, da sie nicht seinem Lebens-, Körper- und Kunstempfinden entspricht. Auf der Suche nach einer echten Ausdrucksform wandte er sich der Performance-Kunst zu, noch bevor diese heiliggesprochen wurde – eine Leistung, die er mit der Einladung zur documenta 1977 untermauerte, wo er eine Flugblattkampagne mit der Botschaft „FLATZ nimmt nicht an der dokumenta 6 teil“ entwarf.

Gleichzeitig war die Kunst von FLATZ eine radikale Form der Anwesenheit – eine Abwesenheit – die sich durch verschiedene Aktionsformen ausdrückte. Von 1986 bis 1991 erforschte FLATZ in seiner Demontagen-Serie die Musik als zentrales Element, wobei der klassische Wohlklang im Kontrast zu den Klängen der jeweiligen Aktion die „Komposition“ bildete. Damit wollte er seine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass Kunst niemals ein ästhetisches Refugium sein sollte, sondern eine Form der Präsenz, die den Betrachter herausfordert und einbezieht.


Öffnungszeiten

Fr 15–17
Sa 11–17
und nach Vereinbarung

FLATZ Museum
Marktstraße 33
6850 Dornbirn

Öffentlicher Verkehr

51: Dornbirn Marktplatz
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Bahn: Dornbirn