Hosen haben Röcke an.

Berlin | ArtRegion: Berlin, Kreuzberg
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (nGbK)
Hosen haben Röcke an.
Künstlerinnengruppe Erfurt (1984-1994)
27. November 2021 – 30. Januar 2022
Erstmals und umfassend präsentiert die Ausstellung mit dem Titel »Hosen haben Röcke an« originale Materialien und Kostüme der Künstlerinnengruppe Erfurt aus den Archiven der Akteurinnen.
1984 von Gabriele Stötzer gegründet, lebte die Künstlerinnengruppe zehn Jahre lang einen radikalen künstlerischen Gegenentwurf zum DDR-Alltag aus. Nach Außen traten sie entschlossen als subversives Frauenkollektiv auf, das sich mit den Mitteln der Kunst Freiräume erschuf, die es sonst innerhalb der ostdeutschen Verhältnisse kaum gab. Ihre Super-8-Filme, Fotografien, Performances, Mode-Objekt-Shows, Manifeste und Soundexperimente zelebrieren weibliche Selbstermächtigung, Gendergerechtigkeit, künstlerische Freiheit als universelles Menschenrecht und radikale Gesellschaftskritik. Bis heute bleibt die solidarische, kreative und politisch angstfreie künstlerische Umsetzung ihrer Ideen, Ängste und Wünsche hochaktuell.
Bezeichnend für die Künstlerinnen war ihre Weigerung, die DDR zu verlassen – obwohl damals viele Akteur_innen aus dem Kulturbereich aufgrund der politischen Repression in die Bundesrepublik ausreisten. Doch fand die Gruppe gerade im ›Genius Loci‹ der Stadt Erfurt, speziell in deren mittelalterlicher Geschichte ihre kreativen und spirituellen Impulse. Zudem ermöglichte die gegenkulturelle Infrastruktur der evangelischen Kirche Thüringens neben Punks oder Friedensaktivist_innen auch der Künstlerinnengruppe weitere Entfaltungsräume. In diesem Umfeld kam den Frauen eine Pionier_innenrolle zu, in bewusstem Bezug auf weibliche Identität, Körperlichkeit und genderbasierte Systemkritik.
Diese Themen spiegeln sich besonders in fünf experimentellen Super-8-Filmen wider, die zugleich die Grundstruktur der Ausstellung bilden. In den ab 1986 entstandenen Filmen und späteren Live-Performances mit literarischen und musikalischen Elementen stehen selbstgeschaffene und provokante Kostüme als Alter Egos der Künstlerinnen im Zentrum. Zahlreiche Modelle werden in der Ausstellung präsentiert, erstmals zusammen mit Objekten, Fotos, Drucksachen und Tonaufnahmen aus den bislang unerschlossenen persönlichen Beständen der Künstlerinnen.
Die Künstlerinnengruppe Erfurt blieb bis 1994 mit personellen Wechseln aktiv. Am 4. Dezember 1989, in einem historischen Akt des Aufbegehrens, initiierten fünf Frauen, drei davon Protagonistinnen der Künstlerinnengruppe, die erste Stasibesetzung der DDR. Derlei kunstüberschreitende Strategien und die erfolgreiche Gründung des bis heute funktionierenden, selbstverwalteten Kunsthauses Erfurt markieren die Einzigartigkeit dieser Künstlerinnengruppe.
Samstag, 18. Dezember 2021 | 16:00 Uhr
Ausstellungsführung mit Kata Krasznahorkai (Projektgruppe)
Anmeldung notwendig
Samstag, 8. Januar 2022 | 16:00 Uhr
Ausstellungsführung mit Christin Müller (Projektgruppe)
Anmeldung notwendig
Mittwoch, 12. Januar 2022 | 17:00 Uhr
Ausstellungsführung mit Sonia Voss (Projektgruppe)
Anmeldung notwendig
Samstag, 15. Januar 2022 | 17:00 Uhr
Film und Gespräch „Weggefährtinnen OstWest“
Anmeldung erwünscht
weitere Informationen zur Anmeldung folgen
Samstag, 22. Januar 2022 | 16:00 Uhr
Ausstellungsführung mit Franziska Schmidt (Projektgruppe)
Anmeldung notwendig
Samstag, 29. Januar 2022 | 17:00 Uhr
Lesung: „Aus dem Jetzt ins Heute“
Anmeldung erwünscht
Mi-Mo 12-18
Fr 12-20
24. und 25. Dezember 2021 geschlossen
26. und 31. Dezember 2021 geöffnet
1. Januar 2022 geschlossen
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Oranienstraße 25
10999 Berlin