J’ai tué le papillon dans mon oreille

Minia Biabiany, J'ai tué le papillon dans mon orielle, Installationsansicht, Kunstverein Freiburg, 2021, Foto: Marc Doradzillo

Freiburg | ArtRegion: Basel - Oberrhein

Kunstverein Freiburg

Minia Biabiany: J’ai tué le papillon dans mon oreille

Ich habe den Schmetterling in meinem Ohr getötet

19. Juni – 8. August 2021

Materialien, Klänge, Videos und Bilder arrangiert Minia Biabiany (*1988, Guadeloupe) zu räumlichen Erzählungen. Diese handeln von konfliktreichen und gewaltvollen Geschichten, die sich in die Landschaften der Inselgruppe Guadeloupe und in die Körper ihrer Bewohner*innen eingeschrieben haben. Sie berichten von fortwirkenden ökologischen und politischen Folgen der Plantagenwirtschaft und Sklaverei während der französischen Kolonialherrschaft sowie von der anhaltenden Kontamination des Ökosystems durch den Einsatz des Pestizids Chlordecone zwischen 1972 und 1993.

Biabianys Praxis zeichnet sich durch eine besondere Aufmerksamkeit für die Beschaffenheit, Verwendung und Bedeutung von Materialien aus. Die auf dem Boden aus Erde aufgehäuften Linien verweisen in ihren sich daraus ergebenden Mustern auf eine traditionelle Webtechnik, die in der Karibik zur Herstellung von Fischreusen genutzt wurde. Biabiany verwebt und verflicht in der westlichen Geschichtsschreibung vergessene Erzählungen ihres Heimatlandes, das sich heute als eines der Übersee-Departements Frankreichs in neokolonialen Abhängigkeitsverhältnissen wiederfindet.

Der Bewegung und intuitiven Erkundung im Raum sowie der sinnlich-leiblichen Raumerfahrung misst Biabiany eine entscheidende Bedeutung bei, um die sich dort überlagernden und durchmischenden Erzählungen in Relation setzen zu können. Sie unternimmt den Versuch, die Dichotomien von ‚Natur‘ und ‚Kultur‘, ‚Subjekt‘ und Objekt‘ aufzuheben und mehr-als-menschlichen Entitäten Gehör zu verschaffen. So können Verbindungen und Abhängigkeiten innerhalb eines Territoriums sichtbar gemacht werden: Muscheln treten als Kommunikationsmedien auf; herabhängende Ketten aus geformtem farbigem Wachs sowie verbrannte Holzstücke werden dem Wind als Votivgaben dargereicht, da diesem heilende und widerstandsleistende Kräfte zugesprochen werden; verbrannte bootskörperähnliche Weidekörbe verweisen in ihrer fragilen Beschaffenheit auf Ephemeralität und Schutzlosigkeit – auf jene Zustände, die sich in einer Vielheit von Sprachen, Stimmen und Bildern im Ausstellungsraum aufspüren lassen.


Öffnungszeiten

Di–So 12–18
Do 12–20, freier Eintritt

Kunstverein Freiburg
Dreisamstr. 21
79098 Freiburg