jenseits
Heerbrugg | ArtRegion: Bodensee
jenseits
7. Mai – 4. Juli 2021
Das Rheintal ist ein Parallelslalom. Jenseits ist diesseits. Nur die Blickrichtung ist eine andere. Gleichermassen verbunden und getrennt sind die beiden Seiten durch den Fluss. Auch Geschichte und Sprache, Identität und Befremden sind von dieser Situation gezeichnet. Wo, wenn nicht in einem Stellwerk, kann mittels Kunst über solchen Perspektivenwechsel und die Bedeutung von Grenzziehungen nachgedacht werden.
«jenseits» im Stellwerk Heerbrugg ist eine weitere Station der losen Reihe Kulturraum S4. Diese möchte kulturell und historisch bedeutsamen Orten und Situationen rund um den Säntis – entlang der Rundlinie S4 der Südostbahn SOB – im Dialog mit zeitgenössischem Kunstschaffen verstärkt Aufmerksamkeit und neuartige Sichtbarkeit geben. Und uns damit weiter und im besten Sinne jenseits bringen.
Mit der mehrteiligen Arbeit «it’s not science fiction» untersuchte Claude Bühler (*1991) zwischen 2017 und 2020 das Netzwerk und die Rolle der Rüstungsindustrie vor unseren Haustüren und hat damit als Fotografin im Kunstkontext wie in Politikzusammenhängen Beachtung gefunden. Aktuell wendet sie den Blick in die Gegenrichtung und dokumentiert mit der Installation «we are together in this» den Versuch, in einem selbstkonstruierten Daheim als Ort der Sehnsucht und Utopie gemeinsam Zeit zu verbringen.
Tamara Janes (*1980) interessiert sich für die ganz alltägliche und nicht kontrollierbare Bilderflut und für das, was die technisch immer perfekteren Bilder mit unserer Wahrnehmung anrichten. Von einem Studienaufenthalt in New York hat sie Scans von analogen und thematisch geordneten Bildern aus der «Public Library Picture Collection» mitgebracht, die sie nun mit Instagram-Stories ebenso intuitiv wie wirkungsvoll überlagert.
Bei Priska Rita Oeler (*1961) stehen Raum und Malerei im Zentrum. Ihr Umgang mit Farbflächen gibt architektonischen und atmosphärischen Details ungeahntes Gewicht. Sie arbeitet reduziert und intensiv. Die Eigenschaften von Leinen im Rohzustand nutzt sie, um unterschiedliche Bereiche wie Licht und Schatten, Fläche und Wölbung, Kante und Fransen aufeinandertreffen zu lassen.
Miro Schawalder (*1983) hat gemeinsam mit Florian Wegelin und Elias Gross den Hörspaziergang «Grenzschleusen im Rheinvorland» entwickelt, der seit 2020 ennet der Grenze zu erleben ist. Im Stellwerk geben sie Einblick in den Entstehungsprozess. Spuren bekommen Stimmen. Es geht um NS-Zwangsarbeit, Hochwasserschutz und Flucht und führt von der Rheingrenze in den Steinbruch und bis in die Ukraine.
Das Begleitprogramm vertieft die «jenseits»-Dimensionen, unter anderem mit der Carte Blanche-Reihe «Impro-Fahrt 1–4» von Sandro Heule, «Auf nach Alang!», dem neuen Stück der schweizerisch-österreichischen Theatergruppe Café Fuerte oder Ausflügen nach Hohenems und ins Rheinvorland.
Öffnungszeiten
Stellwerk Heerbrugg
Aecheliestrasse
9435 Heerbrugg