Kitty Kraus

Galerie-Neu-Kitty Kraus-2023

Berlin | ArtRegion: Mitte

Galerie Neu

Kitty Kraus

12. November 2022 – 21. Januar 2023

Bei der Erörterung der latenten Kräfte, die in den Werken von Kitty Kraus vorhanden sind, ist es unmöglich, das Potenzial für eine zerstörerische Umsetzung zu ignorieren. Dies ist ein wesentliches Element von Kraus‘ Ansatz, da ihre Werke bewusst so konstruiert sind, dass sie die materiellen Grenzen auf eine latente, performative Weise herausfordern. In diesem Prozess interagieren sowohl materielle als auch immaterielle Elemente und wirken einander entgegen – eine Perspektive, die in Kraus‘ Werken durchgängig mitschwingt.

Kraus‘ sparsame Skulpturen und Installationen sind alles andere als statische Objekte, denn die Hardware dieser Konstruktionen – seien es Lampen, Eisblöcke oder Glasstrukturen – setzt sich aus wiederkehrenden Materialien wie Glas, Spiegeln, Eis/Wasser, Stoff, Tinte, Kabeln, Klebeband, Mikrofonen und anderen einfachen technischen Komponenten zusammen. Darüber hinaus werden die physikalischen Größen und Phänomene sowie die extreme Zerbrechlichkeit, die Zeitlichkeit und die Veränderung bei der Betrachtung des „Funktionierens“ dieser Objekte berücksichtigt, da diese Art der Beurteilung ein Bezugssystem voraussetzt, das jede Abweichung ausschließt.

In dieser Hinsicht können Kraus‘ Kunstwerke als umgekehrte „Apparate“ mit negativem Potenzial betrachtet werden. Anstatt eine bestimmte, scheinbare Dauerhaftigkeit anzustreben, wie sie beim Bauen von Dingen üblicherweise erwartet wird, weicht Kraus von der Norm ab und versetzt ihre Objekte stattdessen in einen Zustand der Instabilität. Dies wirkt sich unmittelbar auf die materielle und ästhetische Wahrnehmung der Arbeiten aus, da der Betrachtende psychologisch in den Zustand der Krise eingebunden ist. Kraus‘ Objekte wecken somit das Bewusstsein für die Liminalität einer Situation und stellen das Publikum ebenso auf die Probe wie ihre Konstruktionen.

Die Lampen von Kitty Kraus sind Schalen, die als asketische, provisorische Architekturen fungieren und von außen wie hieratische Black Boxes wirken. In diesen fragilen Spiegelwänden steckt die gebändigte und doch explosive Energie einer Lichtquelle, die sich ins Unendliche reproduziert. Diese Selbstreflexion dient als physische und symbolische Krisen- oder Grenzsituation, die sich wie ein roter Faden durch Kraus‘ Arbeiten wie Dekaputkapitalisation (2006) zieht.

In den verschiedenen Versionen der Lampen hat Kraus das Licht auf raffinierte Weise durch millimeterdünne Lücken zwischen den Rändern der Schale und/oder ihrer Haube geleitet und so einen Raum im Raum geschaffen, der eine Vielzahl virtueller Bilder erzeugt. Manchmal brechen sich diese Bilder auf vielfältige Weise, ein anderes Mal erscheinen sie als eine einzige Horizontlinie und in den letzten Lampen als ein Raster und ein Netz von Linien, das die Wände und den Boden abbildet. Es gibt keinen orientierenden Bezugspunkt, und doch ist dieser Raum in der Lage, neue und faszinierende virtuelle Bilder hervorzubringen.


Öffnungszeiten

Di-Sa: 11-18

Galerie Neu
Linienstraße 119 abc
10115 Berlin