Komische Arktis – Rentierzüchter am Polarkreis
Winterthur | ArtRegion: Bodensee, Zürich
Komische Arktis – Rentierzüchter am Polarkreis
22. Januar – 24. März 2016
Die COALMINE präsentiert die Jurypreise des Greenpeace Photo Award 2014 in Zusammenarbeit mit Greenpeace und in Medienpartnerschaft mit GEO.
Das Volk der Komi in Nordrussland lebt traditionell von der Rentierzucht. Doch ihre Lebensgrundlage ist gefährdet. Denn mit der Entwicklung der Erdölindustrie investiert Russland immense Summen in seine arktischen Projekte, mit fatalen Folgen für die zerbrechliche Natur. Dmitrij Leltschuk (*1975 in Minsk, lebt in Hamburg) hat eine Komi- Familie über längere Zeit begleitet. Seine so atmosphärische wie aufrüttelnde Reportage zeigt das Leben der Hirtennomaden und die Bedrohung durch die Ölpest. Der Fotograf ist einer von zwei Jurypreisträgern des Greenpeace Photo Award 2014.
Der Kampf um die letzten Erdölreserven des Planeten hat längst begonnen. Auch in der Republik Komi: Das Gebiet, etwas grösser als Deutschland, liegt im äussersten Nordosten Europas, einer dünnbesiedelten Taiga- und Tundra-Region. Dort lebt die finno-ugrische Bevölkerungsgruppe der Komi. Während die Komi im Süden traditionell Forst- und Landwirtschaft betreiben, leben die nördlichen Komi von der Rentierzucht, Jagd und Fischerei.
Der Fotograf Dmitrij Leltschuk hat eine Komi-Grossfamilie während längerer Zeit begleitet. Die Familie Artejew gehört zu den Komi-Ischemzen, der nördlichsten Bevölkerungsgruppe. Die Nomaden folgen ihren Rentieren, die halbwild in der Tundra weiden. Ihr Fleisch, Horn und Fell bildet ihre Lebensgrundlage. Die Erdölförderung bedroht jedoch die Gesundheit von Mensch und Tier und zwingt immer mehr Komi zur Aufgabe ihrer traditionellen Lebensweise.
Umweltschäden durch marode Pipelines und verlassene Ölfelder haben ein bedrohliches Ausmass erreicht. 1994 ereignete sich in der Republik Komi die bisher schwerste Ölhavarie an Land. Seither führt das austretende Öl zu einer immer stärkeren Verschmutzung der Landschaft. Die Ölfeldarbeiter hinterlassen unzählige kleine Erdölseen, die das Trinkwasser verseuchen. Ein weiteres Problem ist der hinterlassene Müll. Die Rentiere verletzen sich an Metallschrott, Nägeln, Drahtseilen und Glasscherben und werden zu Opfern von Braunbären, Vielfrassen oder Infektionen. Die hohen körperlichen Risiken für Hirten und Tiere führen dazu, dass immer mehr Komi ihre althergebrachte Lebensweise aufgeben und versuchen, ausgerechnet bei den Ölkonzernen Fuss zu fassen, dem grössten Arbeitgeber in der Region.
Dmitrij Leltschuk agiert zunächst als nüchterner Dokumentarist. Den Alltag der Nomaden – vom morgendlichen Suchen der Herde über das Packen der Schlitten bis hin zum abendlichen Zusammensein im Tschum – hält er in einer Bildsprache fest, die den Betrachter unmittelbar teilhaben lässt. Seinen Recherchen und Bildern ist es zu verdanken, dass die Auswirkungen der Ölpest auf die Rentierzüchter als verständliche, berührende Geschichte zutage treten. Gleichzeitig gelingt es ihm, ein atmosphärisch dichtes, poetisch vielschichtiges Werk zu schaffen, in dessen Zentrum die mystische Präsenz des Rentiers steht.
Die Ausstellung wird von Sascha Renner und Alexanda Blättler kuratiert. Mit grosszügiger Unterstützung durch die Stanley Thomas Johnson Stiftung.
Öffnungszeiten
Mo, Di 9-17
Mi-Sa 10-20
CoalMine
Turnerstrasse 1
8400 Winterthur