La Postérité du soleil

Henriette Grindat, Herbe mûre du Vaucluse, Frankreich, 1951 © Fotostiftung Schweiz

Winterthur | ArtRegion: Bodensee, Zürich

Fotostiftung Schweiz

Henriette Grindat / Albert Camus / René Char: La Postérité du soleil

8. Juni – 6. August 2023

Das Werk von Henriette Grindat (1923–1986) nimmt in der Schweizer Fotogeschichte eine besondere Position ein. Während viele ihrer Kolleg:innen in den 1950er-Jahren einen sachlichen Stil vertraten und engagierte Reportagen für die auflagenstarken Magazine lieferten, entwickelte Grindat eine sehr subjektive, vom Surrealismus geprägte Bildsprache. Ihre künstlerische Ausdrucksstärke kann mit der des modernistischen Schweizer Fotografen Jakob Tuggener (1904–1988) verglichen werden, doch ihr Name ist – besonders in der Deutschschweiz – immer noch wenig bekannt. Grindats Nachlass befindet sich in der Fotostiftung Schweiz, wo er umfassend aufgearbeitet und 2008 in einer retrospektiven Ausstellung mit begleitender Publikation präsentiert wurde. Am 3. Juli 2023 wäre Henriette Grindat 100 Jahre alt geworden. Die Fotostiftung Schweiz nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, eine wichtige Arbeit der Fotografin, die sie gemeinsam mit den Dichtern Albert Camus und René Char geschaffen hat, zu beleuchten.

La Postérité du soleil:
Beeindruckt von Grindats Bildern entsteht der Plan, mit Fotografien und Texten die Stimmung jener Landschaft wiederzugeben, die Camus offenbar an seine Heimat in Algerien erinnert. 1950 unternimmt Henriette Grindat in Begleitung von Char Streifzüge in und um L’Isle-sur-la-Sorgue. Sie fotografiert intuitiv, tastet Oberflächen von Vegetation, Topografie und Bauwerken ab, findet stille Szenen, die sich von Zeit und Ort loszulösen scheinen. 1952 verfasst Camus zu 30 ihrer Aufnahmen kurze poetische Absätze, die subtilste Details reflektieren. Das Zusammenspiel ist aussergewöhnlich: Die Sprache wächst aus den Bildern und erschliesst in ihnen eine neue Dimension. Dennoch lässt sich für dieses Gemeinschaftswerk mit dem Titel La Postérité du soleil (dt.: Die Nachkommen der Sonne) zunächst kein Verlag finden. Erst nach dem Tod von Camus (1960) regt sich Interesse an dem unveröffentlichten Werk. 1965 produziert der Genfer Verleger Edwin Engelberts ein grossformatiges Portfolio mit Silbergelatine-Abzügen von Grindats Fotografien, Camus Texten und einem Vorwort von Char. Als Buch erscheint La Postérité du soleil erst 1986, im Jahr, in dem Henriette Grindat sich das Leben nimmt, und zwei Jahre vor dem Tod von René Char.

In der Ausstellung sind die Blätter des Portfolios von 1965 zu sehen. Die dazugehörigen französischen Originaltexte von Albert Camus wurden für die Ausstellung erstmals umfassend auf deutsch übersetzt.


Öffnungszeiten

Ausstellungen:
Di-So 11-18
Mi 11-20

Bibliothek:
Di-Fr 13:30-17:30

Auffahrt geöffnet 11-18
Pfingsten und Pfingstmontag wegen Ausstellungsumbau geschlossen

Fotostiftung Schweiz
Grüzenstrasse 45
8400 Winterthur

Öffentlicher Verkehr

Bus 2: Fotozentrum