Landscape with gun and chandelier

Berlin Kreuzberg | ArtRegion: Kreuzberg

Anna25

Heiko Huber: Landscape with gun and chandelier

25. Juni – 29. Juli 2021

Schnee liegt auf der Wasseroberfläche, die von dünnem Eis bedeckt ist. Das Schilf harrt trocken in der Kälte aus, die Äste ragen kahl ins Bild. Wer das Bild betrachtet, kommt nicht auf die Idee, dass es sich bei der winterlichen Szene nicht um eine Landschaftsmalerei handelt, sondern um eine Fotografie. Heiko Huber verwischt in den neun Bilder seiner Reihe „landscape with gun and chandelier“ erneut die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei und spielt dabei nicht nur mit den Sehgewohnheiten des Betrachters, sondern auch mit der Tradition der Naturdarstellung.

Heiko Huber „malt“ seine Landschaftsbilder mit der Kamera. Die Werke sind träumerisch und von einer greifbaren Ruhe geprägt. Mal sind sie detailreich, mal eher flächig. Mal sind sie farbintensiv, mal wirkt gerade die reduzierte Farbigkeit umso stärker. Mit dem Spiel des Lichts und dem Ineinanderfließen der Farbe erinnern die Bilder nicht zufällig an Werke des englischen Romantikers William Turner.

Erst im 17. Jahrhundert entwickelte sich in den Niederlanden die Landschaftsmalerei zur selbstständigen Bildgattung. Bei den alten Ägyptern war Landschaft formelhaft, im Mittelalter diente die gemalte Landschaft als Ortsangabe oder Symbol, sie war Schauplatz biblischer oder antiker Szenen. Mal war sie idealisierte Komposition einer arkadischen Landschaft, mal Naturstudie oder Gegenstand topografisch genaue Vedutenmalerei. Für Romantiker wie Caspar David Friedrich war die Natur Ausdruck göttlicher Offenbarung und Sinnbild von Religiosität. William Turner flutet seine Bilder mit Licht und hielt so als Vorreiter der Impressionisten erstmals die Wahrnehmung der Landschaft im Moment fest. Im Gegensatz zu den heroischen Landschaften des 17. und 18. Jahrhunderts, in der die Helden der Antike unter dramatischem Himmel platziert wurden, entsagten die Impressionisten jeglicher Symbolhaftigkeit. Sie widmeten sich bei der Plein-Air-Malerei den Licht- und Wetterphänomenen und zeigten die Landschaft als Aufnahme eines flüchtigen Augenblicks. Im Postimpressionismus setzten Maler dann den Schwerpunkt auf die eigene Empfindung und beschrieben die Welt um sich herum durch abstrakte Wechselbeziehungen von Form, Farbe und dem eigenen Empfinden.

Um sich der Landschaftsmalerei zu nähern, nutzt der Fotograf eine ganz bestimmte Technik. Durch eine 30- bis 50-fache Überlagerung von Einzelfotos, die jeweils die Wirklichkeit abbilden, entstehen in der Überlagerung neue, nicht in der Realität vorhandene Landschaften. So bewegt sich der Fotograf in den verschiedenen Stilen der Landschaftsmalerei vom Tonalismus über Impressionismus zum Pointillismus und erkundet dabei immer wieder die Randbereiche der Fotografie und die Grenzen des fotografisch Möglichen. Dass Heiko Huber der Tradition der Landschaftsmalerei spielerisch gegenübertritt, verdeutlicht der Name der Werkserie. Der Titel „landscape with gun and chandelier“ lehnt sich an übliche Bezeichnungen für Bilder in der Landschaftsmalerei an. Dass keines der genannten Objekte zu sehen ist, verdeutlicht das Augenzwinkern, mit dem der Fotograf dem Genre, das von jahrhundertelanger Überhöhung und Ernsthaftigkeit geprägt ist, begegnet.

Mit einer Methode der direkten Abbildung macht der Fotograf das Nichtvorhandene sichtbar und erschafft eine neue, subjektive Realität. Statt Wirklichkeit ablichten zu wollen, löst Heiko Huber seine Bilder vom realen Kontext und stellt die Impression in den Mittelpunkt. Unabhängig von Raum und Zeit erschafft er mit der Kamera träumerische Landschaften, Momentstudien eines unbestimmten Zeitraums, die die Regeln der Fotografie neuschreiben.


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