L’ANN: DAL SCARS

L'ANN_DAL-SCARS_AxelBraun2022

Schruns | ArtRegion: Bodensee

Kunstforum Montafon

Axel Braun: L’ANN: DAL SCARS

DER GROSSE GLETSCHER

12. Juni 2022 – 7. April 2023

Das Kunstforum Montafon und die Montafoner Museen zeigen eine künstlerische Recherche von Axel Braun – ursprünglich im Rahmen der Sommerausstellung im Kunstforum „Vom Schmelzen und Schwinden“, die nun unter dem Namen „L’ANN: DAL SCARS – DER GROSSE GLETSCHER“ in die Verlängerung geht!

Im Mittelpunkt steht das sich wandelnde Verhältnis zwischen Mensch und Natur am Beispiel der Gletscher der Silvretta. Neben den Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels beschäftigt sich der Künstler mit der historischen Periode der Kleinen Eiszeit und der „Industrialisierung“ des Hochgebirges im zwanzigsten Jahrhundert. In einer speziell für den Ausstellungsraum geschaffenen Installation verknüpft er zahlreiche historische Dokumente, Objekte und Bilder und stellt sie seinen eigenen Fotografien aus den Jahren 2011 und 2021 gegenüber.

Der Vermuntgletscher als auch der Ochsentalgletscher haben vor allem in den letzten Jahrzehnten viel von ihrer Masse und Ausdehnung verloren. Noch im neunzehnten Jahrhundert bildeten ihre Eispanzer zusammen die Landschaft des Ochsentals am Fusse des Piz Buin. Wie überall im Alpenraum werden auch hier die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher.

Noch lange vor der Etablierung moderner Staatsformen und Grenzsysteme wurden die Alpen der Silvretta von Gruppen unterschiedlicher ethnischer, religiöser und kultureller Zugehörigkeit verwaltet. Dennoch dürften die hochalpinen Landschaften, in denen sich die Gletscher befinden, für die meisten Menschen jener Zeit terra incognita gewesen sein.

Historische Manuskripte, Illustrationen und Karten verdeutlichen die Wahrnehmung der „Eisberge“ in den letzten Jahrhunderten. Gleichzeitig verdeutlichen sie den dramatischen Rückgang von Gletschern und Permafrost bis in die Gegenwart. Während der Kleinen Eiszeit, einer Kälteperiode vom Beginn des 15. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, erreichten die Gletscher der Alpen nie dagewesene Ausmaße. Das für den Menschen ungünstige Klima und das Vordringen der Gletscher stellten die Bewohner der angrenzenden Täler vor existenzielle Herausforderungen. Missernten führten zu Hungersnöten, und schroffe „Glötscher oder Ferner“ machten landwirtschaftliche Wege lebensgefährlich. Gerichtsakten über Streitigkeiten um die Wege gehören zu den ältesten erhaltenen Erwähnungen dieser Kryosphäre.

So liegen Teile der Alpe Großvermunt, des einst umstrittenen Weidelandes, heute unterhalb des Wasserspiegels der Silvretta-Talsperre. Diese ist über ein komplexes System von Tunneln und Druckleitungen mit anderen Stauseen und Kraftwerken in der Region verbunden. Mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wurden die traditionellen Handelswege über den Alpenhauptkamm obsolet und ermöglichten gleichzeitig breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zu abgelegenen Berglandschaften.

Seit dem späten neunzehnten Jahrhundert dokumentiert der Alpenverein die Veränderung der Gletschergröße im Alpenraum. Fünfzig Jahre seines Lebens hat der Geograf Mag. Günther Groß dieser ehrenamtlichen Tätigkeit gewidmet, die er Jahr für Jahr in fast performativer Weise ausübt. Den letzten großen Gletschervorstoß in der Silvretta hat er 1982 dokumentiert.


Öffnungszeiten

Kunstforum Montafon
Kronengasse 6
6780 Schruns