Strasbourg | ArtRegion: Basel - Oberrhein

La Chambre

Sophie Zénon: L’herbe aux yeux bleus

1. April – 28. Mai 2023

Sophie Zénon ist mit dem Grand Est bestens vertraut, denn sie hat bereits mehrere Arbeiten über die Erinnerung an Landschaften, insbesondere an Kriege, durchgeführt. Vor kurzem hat sie ein neues Projekt begonnen, das sich mit obsidialen Pflanzen befasst, d. h. mit Pflanzen, die durch Kriege und Bevölkerungsverschiebungen verbreitet worden sind. Ihre Forschungen führten sie nach Lothringen, die Region Europas, die im 19. und 20. Jahrhundert die meisten Truppenbewegungen erlebt hat und heute mit 21 Arten die meisten obsidialen Pflanzen aufweist. Mit ihrer Arbeit zur Erforschung dieser Pflanzenwanderungen – und umgekehrt der Wanderungen von Menschen – versucht Zénon, der Geschichte durch Bilder Gestalt zu geben und subtile Spuren mit Hilfe von Wissenschaft und Technik sichtbar zu machen. Sophie Zénons vielseitiger skulpturaler Ansatz des physischen Eintauchens in die Landschaft, der erhöhten Aufmerksamkeit für das Lebendige und der direkten Verwendung von geernteten oder gezüchteten Pflanzen lässt sowohl die Poesie als auch die tragischen Erinnerungen an Orte wiederaufleben. Durch ihre Arbeit reaktiviert sie Archive und prägt die Stämme erlegter Bäume ein, wobei sie Botaniker:innen hinzuzieht, die sie bei der Verbindung von Wissensgebieten und Naturbereichen unterstützen. Eine Residenz (2020-2022) bei La Chambre und eine begleitende Ausstellung bieten der Künstlerin eine Plattform für den Austausch mit den Bewohner:innen Lothringens und des Elsass über die künstlerischen, wissenschaftlichen und historischen Aspekte des Projekts. So entsteht ein organisches und symbiotisches Werk, das eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellt.

Blauaugenkraut ist der Name einer Pflanze, die während des Ersten Weltkriegs von den Amerikanern in Lothringen eingeführt wurde: die Berg-Bermuda (Sisyrinchium montanum Greene).