Maikäfer flieg!

Kunstverein Friedrichshafen André Butzer Maikäfer flieg! 2023

Friedrichshafen | ArtRegion: Bodensee

Kunstverein Friedrichshafen

André Butzer: Maikäfer flieg!

28. Januar – 19. März 2023

Der Titel von André Butzers Einzelausstellung im Kunstverein Friedrichshafen, „Maikäfer flieg!“, bezieht sich auf das berühmte deutsche Volks- und Kinderlied, das im Laufe der Zeit von Schriftstellenden, Kunstschaffenden und Musiker:innen aufgegriffen wurde. Leider erlangte es durch die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs noch mehr Popularität. 1963 las Paul Celan aus den schicksalhaften Zeilen „kleine Garben der Hoffnung“, und 1974 setzte Anselm Kiefer das Lied in Beziehung zu Adolf Hitlers „Nero-Befehl“ – beides Beispiele dafür, wie diese beliebte Melodie genutzt wurde, um die dunkle Realität des Krieges zu erforschen.

Im Jahr 2023 zeigt André Butzer in seiner Ausstellung „Maikäfer flieg!“, wie die künstlerischen Umbrüche des 19. Jahrhunderts sowie die Schrecken und Verheißungen der industriellen Revolution und der Moderne seine Malerei beeinflusst haben. Diese Einflüsse reichen von der nationalsozialistischen Massenvernichtung bis zu den Prämissen des kapitalistischen Massenkonsums, von Friedrich Hölderlin bis Henry Ford, Walt Disney und Coca-Cola. So spiegelt die Ausstellung die Komplexität und Widersprüchlichkeit der modernen Welt wider.
Im Gegensatz dazu entwickelte Butzer ab 1999 den Science-Fiction-Expressionismus, um sein eigenes, individuelles Bilduniversum zu schaffen, das den grundlegenden Konflikt der menschlichen Erfahrung – die Einheit von Gut und Böse – verkörpert. Hier sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer fiktiven Welt verwoben, die dennoch mit der Realität und den privaten Emotionen verbunden ist. In diesem Raum existieren Schönheit und Hässlichkeit, Freude und Trauer, Liebe und Hass in Harmonie als integrale Bestandteile der menschlichen Existenz.

Neben vier Aquarellen schuf er drei monumentale Gemälde für den Kunstverein. Diese Werke entstanden aus der Auseinandersetzung mit Edvard Munchs Zeit in Warnemünde 1907-1908 und sind darüber hinaus von Butzers persönlichen Erfahrungen geprägt, insbesondere von seiner Reise 2003 nach Kołobrzeg, Polen. Bei den Gemälden handelt es sich um serielle Darstellungen einer seiner ikonischen Figuren: des „Schandemanns“, der die Widersprüche der menschlichen Existenz sowie die Gebrochenheit, die die Moderne hinterlassen hat, verkörpert.
Als Produkt der Massenmedien und der Unterhaltungsindustrie birgt er alle Abgründe des irdischen Daseins in sich, doch auf der Suche nach Frieden und einem Platz in der Welt wird er zum Wanderer. Hier treffen sich die Figur und die Biografie von André Butzer: Auch dieser ist ein Wanderer, der sich durch die Geschichte in eine unbestimmte Zukunft malt, die ihm die malerischen Mittel bietet, um all die Widersprüche auszuhalten, die ihn zu einem rastlos Suchenden gemacht haben.


Öffnungszeiten

Mi-Fr 15-19
Sa, So, Feiertag 11-17

Kunstverein Friedrichshafen
Buchhornplatz 6
88045 Friedrichshafen