Material Gestures

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Material Gestures

Material und Materialität in der zeitgenössischen Kunst

14. September – 28. Oktober 2018

Unsere Alltagswelt ist immer umfänglicher von Automatisierung und Technologie geprägt. Arbeit hat sich dadurch in der westlichen Welt weitgehend auf die Bedienung von Bildschirmen über Tastaturen und Touchscreens reduziert. Sinnlich körperliche Erfahrung wird zunehmend durch virtuell-visuelle Stimulation ersetzt.

Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler experimentieren hingegen vermehrt mit haptischen Materialen und ehemals kunsthandwerklichen Techniken. Sie nutzen dabei Eigenschaften und Eigenleben der Werkstoffe und der Verfahren für komplexe gestalterische Prozesse und arbeiten mit neuartigen Material- und Medienkombinationen. Dabei entstehen vielschichtige, die Sinne und den Körper ansprechende Arbeiten, die die Wechselwirkung von technologischer Entwicklung, Technikgeschichte und Kunstproduktion reflektieren und befragen.

Die Ausstellung Material Gestures zeigt raumgreifende Installationen und fragt nach der Bedeutung von Material und Materialität in der Gegenwartskunst.

Liesl Raff verwendet ein breites Spektrum an industriellen Werkstoffen wie Stahlblech, Epoxidharz oder Latex. Diese untersieht sie einer mehrstufigen Handhabung und neuartigen Kombination, so dass ihre Weichheit hervortritt und den Tastsinn anspricht.

Carla Lavin setzt Tonerde einem prozessorientierten Formungsverfahren aus. In diesem Formungsprozess lässt die Künstlerin Faktoren des Ortes einfliessen, für den eine Arbeit entsteht. Ton verkörpert für Lavin die Verbindung zur natürlichen Welt sowie kulturelle Entwicklung. Durch die Kombination von Tonerde und digitalem Bild bemessen ihre Arbeiten den Zeitraum der menschlichen Kulturtätigkeit.

In seinen gefilmten Performance Arbeiten verwendet William Cobbing Lehm als glitschiges und zum Zerfall neigendes Material. Die elementare Materialität verdeutlicht die Gebundenheit des menschlichen Verstandesvermögen und der Sprache an die physische Welt.

Für Stephan Hasslinger ist der Brennofen der dritte Mitarbeiter. Die Eigenproduktivität des Brennprozesses im Zusammenspiel zwischen Glasuren und Tonerde ist ein wesentlicher Gestaltungsfaktor seiner Keramiken. Material und Verfahren werden der künstlerischen Idee nicht gänzlich untergeordnet, sondern haben selber Handlungsmacht im Formprozess.


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