Matthäus 6.26, 2014
Friedrichshafen | ArtRegion: Bodensee
Carsten Fock: Matthäus 6.26, 2014
Bilderzyklus /Wandmalerei
31. Oktober – 23. November 2014
Dies ist die letzten Eröffnung und gleichzeitig der Abschlussabend seiner diesjährigen Werkreihe ›diezeiten. More Than Fifteen Minutes‹. Zehn Einzelwerkpräsentationen und zwei Performances hat der KvFn 2014 in der Werkreihe gezeigt. Es ging um Fragen der Zeit – um Erinnerung, Gegenwart und Zukunft –, darum, sich selbst (mehr Zeit als notwendig) zu nehmen; vor allem aber darum, dem anderen Zeit zu geben: dem Kunstwerk und dem Mit-Betrachter. An jedem letzten Freitag des Monats gab es einen Abend für ein Kunstwerk: mit Betrachtungen, Künstlergesprächen, Lesungen oder Diskursen, mit Essen und Trinken. Für dann drei Wochen war jeweils nur ein Werk zu sehen. Unsere Ausstellungsgäste waren gefordert, sich dem ‚Anspruch der Bilder’ zu stellen.
Mit dem großformatigen Bild ›Matthäus 6.26‹ von Carsten Fock wird sich das Thema der Zeit nochmals radikalisieren: Fock malt in der Nacht vor dem Eröffnungsabend im Kunstverein ein 210 x 290 cm großes Bild (nicht öffentlich!). Das geht nur mit einer extrem beschleunigten Geste, die für alle Papier-, Leinwand- oder Wandarbeiten des Künstlers bestimmend ist. In dem Maße wie seine Bilder das Malen als Handlung erkennbar werden lassen, wird für den Betrachter das eigene Sehen als Aktion unmittelbar erfahrbar. Fock betont immer wieder, dass ihn die Frage nach Abstraktion und Figuration nicht wirklich interessiert; und doch leisten seine Bilder in eben diesem Spannungsfeld Außerordentliches. Er bedient sich immer wieder Abbildern von hoher ikonischer Präsenz: Marien, Christusfiguren, Berge, Adler, Soldaten. Er entreißt diese dabei ihrem außerbildlichen Kontext und unterwirft sie einer rein innerbildlichen Logik. In den Bildern dominieren eine starkfarbige Palette und vor allem eine ins Expressive sich steigernde Geste. So wenig aber gegenständliche und textliche Elemente als bloße Abbilder gesehen werden dürfen, so wenig darf man die gestischen Spuren als klassische Abstraktionen missverstehen. Fock verschränkt abstrakte Abbildlichkeit mit abbildlicher Abstraktion. Seine Bilder werden so zu konkreten Bildereignissen, die keinerlei eindimensionale Rückkoppelungen mehr auf eine außerbildliche Wirklichkeit zulassen. Die Bilder von Carsten Fock provozieren eine radikale Öffnung des Blicks. Was durch diese Öffnung hindurch kommt, muss neu gedacht werden.
“Sehet die Vögel des Himmels an! Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln nicht in Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?” (Matthäus, 6.26)
Öffnungszeiten
Mi-Fr 15-19
Sa, So, Feiertag 11-17
Kunstverein Friedrichshafen
Buchhornplatz 6
88045 Friedrichshafen