Schruns | ArtRegion: Bodensee

Kunstforum Montafon

Caroline Mesquita/Hans Schabus: MID-WAY

4. Dezember 2022 – 29. Januar 2023

Auf die Anfrage des Kurators Roland Haas, eine weitere Künstler:in einzuladen, um gemeinsam an einer Ausstellung im Kunstforum Montafon zu arbeiten, nahm Hans Schabus einen Kompass und eine Landkarte zur Hand. Die Nadel steckte er in Schruns ein, streckte den Kompass nach Wien (seinem Wohnort) und zog einen Kreis, der bis nach Marseille reichte, wo Caroline Mesquita lebt. Damit wurde das Kunstforum Montafon zum Zentrum, in dem sich die beiden Künstler:innen auf halbem Weg treffen wollten.

Für Hans Schabus geht es um Strukturen, die das wirtschaftliche und politische Verständnis der Region prägen. Dabei nahm er die Bauweise des Arlberg-Straßentunnels als Metapher. Bei der „Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode“ wird die geologische Eigenfestigkeit des umgebenden Gesteins zur Stabilisierung des Tunnels genutzt, wo immer dies möglich ist, anstatt den gesamten Tunnel zu verstärken. Der Tunnel (und seine Konstruktion) ist also abhängig von dem Material, durch das er gegraben wird. So auch beim hölzernen (Nach-)Bau des Tunnels, den der Künstler im Kunstforum nachgebaut hat. Mit Blick auf die Litz erfährt der Tunnel eine Funktionsverschiebung von einem Ort des Transits und der Verbindung hin zu einem Ort der Kontemplation, einem Schutzraum sozusagen.

Mit Caroline Mesquita kommt eine weitere Gruppe von Protagonist:innen auf die Bühne: Vier Vogelfiguren aus Messingblech sitzen und stehen verteilt im Raum. Sie bilden eine farbenfrohe Gruppe, die sich auf ihren jeweiligen Zugrouten zusammenfindet und ausruht. Wie aus einer anderen Zeit kommend, erinnern sie in Material und Farben entfernt an mythologische Figuren. Ihre Beweggründe, sich im Montafon aufzuhalten, scheinen eher unklar. Aufgrund ihrer mehrdeutigen Stellung hinterfragen die Vögel unsere eigene Position und Beziehung zu dieser Umgebung.

In Mid-Way schwindet die Hierarchie, weder Künstler:innen noch Betrachter:innen stehen im Mittelpunkt, vielmehr nehmen sie aktiv am Kunstwerk teil: Das Tunnelfragment verwandelt sich in eine von Zugvögeln bewohnte Bühne, von der aus die Lieder der Welt gesungen werden.