Mythos Idylle Maisäß

Bregenz | ArtRegion: Bodensee

vorarlberg museum

Mythos Idylle Maisäß

Künstlerresidenzen auf Montafoner Maisäßen 2016-2018

21. September – 17. November 2019

Die Zukunft der Maisäße im Montafon ist das Thema der Ausstellung, die von 21. September bis 17. November 2019 im Atrium des vorarlberg museums zu sehen ist. Im Mittelpunkt stehen die Arbeiten der Künstler Bernhard Garnicnig, Matthias Garnitschnig, Claudia Larcher und Tobias Maximilian Schnell, die jeweils einige Wochen auf einem Maisäß verbrachten und sich mit der Geschichte, der Verklärung und der Realität der Montafoner Kulturlandschaft auseinandergesetzt haben.

Eine Frau in Safari-Kleidung sitzt auf einem Zebra und reitet über eine Wiese im Gargellner Ortsteil Vergalden. Dieses Foto, das der Künstler Bernhard Garnicnig während seines Aufenthalts in einem preisgekrönten Maisäß im Gästebuch des Hauses gefunden haben will, war Ausgangspunkt für Überlegungen über die Berge als Sehnsuchtsort und die Bilder von Idylle, die damit verbunden sind. Garnicnig ist wahrhaftig nicht der Einzige, der sich in den letzten Jahren mit solchen Fragen beschäftigt hat: Neben den Künstlern und der Künstlerin, deren Arbeiten bis Mitte November im Atrium des vorarlberg museums zu sehen sind, waren es auch Studierende der Universität Liechtenstein, Architekten, Wissenschaftler, Touristiker, Politiker und Landwirte, die sich mit der Problematik der Maisäße und deren Erhalt beschäftigt haben.
Die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe aus Fachleuten, eines Symposiums und einer Ausstellung im ORF-Funkhaus Dornbirn flossen beispielsweise in das neue Raumplanungsgesetz des Landes ein, das erstmals Veränderungen der Gebäude zulässt, die nicht nur landwirtschaftlichen Zwecken dienen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Kulturlandschaft rund um die Gebäude bewirtschaftet und die Gebäude erhalten werden.

Landschaftsprägende Gebäude mit geringem Komfort
Die Problematik der Maisäß-Nutzung liegt seit Jahrzehnten darin, dass diese landschaftsprägenden Gebäude entweder zerfielen, weil sie nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, oder teilweise gesetzwidrig zu Ferienhäusern umgebaut wurden. Ein herkömmliches Maisäß enthielt nämlich im Normalfall weder fließendes Wasser noch Badezimmer oder Toilette, sondern höchstens Plumpsklo und Holzofen – und jede Veränderung, die nicht landwirtschaftlichen Zwecken diente, war eigentlich verboten.
Die Nutzung als Künstlerresidenz war eine der Ideen, wie man die Diskussion über die Zukunft der Maisäße vorantreiben könnte. Ein kleiner Teil der rund 800 Maisäß-Besitzer war bereit, die Türen für Experimente zu öffnen. Martin Strele vom Kairos-Institut begleitet das Maisäß-Projekt schon seit Jahren und ist auch Co-Kurator der Ausstellung. Er hofft, dass die Schau einen Anstoß zum Umdenken gibt. Etliche Maisäß-Hütten glichen inzwischen leider einer «Baumarkt-Ausstellung mit Plastik-Verunstaltung», klagt er. Es gebe aber auch immer mehr positive Beispiele für eine qualitätsvolle Sanierung – und die wolle man unterstützen.

Dazu wurde in einem LEADER-Projekt unter Federführung des Architekten Thomas Mennel ein eigener «Werkzeugkoffer Maisäßsanierung» entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Handbuch mit Vorschlägen zur qualitätsvollen Sanierung der Gebäude mit praktikablen Lösungsvorschlägen, gelungenen Beispielen und Adressen von unterstützenden Institutionen und ausführenden Firmen. Er wird im Begleitprogramm zur Ausstellung am 10. Oktober um 17.30 Uhr vorgestellt.

«Warum finden das alle so schön?»
Die Ausstellung selbst versteht sich als Ort, an dem die Debatte über die Zukunft der Maisäße weitergeführt werden kann. Das Kuratoren-Team Pirmin Hagen, Carina Jielg und Martin Strele wollten einen begehbaren Arbeitsraum schaffen, in dem man sich mit den zentralen Fragen der Maisäß-Problematik auseinandersetzen kann – inspiriert von den Kunstwerken. „Wir wollen deutlich machen, dass es dabei um universelle Fragen und Themen geht, die nicht nur die Maisäße betreffen“, betont ORF-Kulturredakteurin Carina Jielg: „Warum finden das alle so schön? Die Gebäude repräsentieren in ihrem Baustil eigentlich vor allem Not und Armut, sie werden nicht mehr ihrem Zweck gemäß genutzt und entsprechen keineswegs modernen Ansprüchen an Wohnkomfort. Und trotzdem gelten sie als Inbegriff ländlicher Baukultur – Idylle pur. Solchen Fragen wollen wir nachspüren.“

«Künstler statt Kühe»
Solche Fragen haben auch die Künstlerin und die Künstler beschäftigt, die einen Sommer lang auf einem Maisäß im Montafon verbracht haben. «Künstler statt Kühe» hieß der ironische Slogan dafür, und die Ergebnisse reichen von Videos (Claudia Larcher) bis zur Dokumentation temporärer Installationen wie jenem «Unterstand», den Tobias Maximilian Schnell baute und der erst kürzlich in einem Montafoner Maisäß verheizt wurde. Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Informationsabend über Montafoner Strategien zur Erhaltung der Kulturlandschaft und eine Exkursion zum Maisäß Manuaf in Tschagguns.
Die Ausstellung ist eine Kooperation von KAIROS, dem vorarlberg museum, den Montafoner Museen und dem ORF Vorarlberg.


Öffnungszeiten

Di-So, Feiertage 10-18
Do 10-20

vorarlberg museum
Kornmarktplatz 1
6900 Bregenz

Öffentlicher Verkehr

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Bahn: Bregenzer Hauptbahnhof oder Bregenz Hafen