Oktoberfest Phantom

Gröning 2020 Oktoberfest Phantom VR-Still Paulaner pointcloud 8 frontal freigestellt ©Philip Gröning_VG Bild-Kunst (1)

Berlin | ArtRegion: Berlin, Wedding

Ebensperger Berlin

Philip Gröning: Oktoberfest Phantom

18. September – 17. Oktober 2021

Die Abwesenheit ist mehr als nichts. Man weiß ja, was fehlt.
Wir leben in einer Welt der omnipräsenten Bilder. Was nicht in den Social Media präsent ist, ist quasi tot.
Schlimmer noch: hat auf eine Weise nie existiert. So finden wir uns wieder in einer Welt der sich gegenseitig
verstärkenden Bilderpräsenzen. Was gesehen wird, wird im Netz geteilt. Und wiederum von denen, die diese Bilder
gesehen haben nachfotografiert. Ein Weltnetz der Erinnerung, immer und immer wieder neu nachvollzogen und
nachgestellt, nachgelebt, ins Netz gestellt. Immer gleich. Nur die Gesichter auf den Selfies ändern sich und damit
der Absender. Das Individuum setzt sich an die Stelle anderer Vorgängerindividuen. Aus den im Netz auffindbaren
Erinnerungsbildern, Videos, Tönen der vergangenen Oktoberfeste, werde ich (in Zusammenarbeit mit Rolf Mütze)
eine VR Rekonstruktion der Räume und Töne der Zelte des Oktoberfestes durch KI Rechenmodelle abbilden
lassen.
Das Vorgehen ist dabei rein statistisch: Nach rechnerischen Kriterien wird die KI vor die Aufgabe gestellt,
aus der Vielzahl der recherchierten Bilder die exakten Räumlichkeiten der Oktoberfestzelte zu rekonstruieren. Da
dies aus dem Social Media Material der letzten Jahre geschieht, aus Tausenden von Selfies, kurzen Clips etc.
bildet sich hier einerseits ab, was die Menschen als ERINNERUNG mit anderen teilen wollten. Und andererseits
werden durch dies Verfahren grosse Teile der Zelte unsichtbar. Weil niemand sie für der Erinnerung wert hielt.
Oder weil sich die Bilder zu sehr widersprachen. Die KI wird bei der strikten Aufgabe, die Eindeutigkeit der
Räumlichkeiten zu erstellen scheitern. (Siehe Beispielbilder).
Dies Scheitern ist hier ästhetisches Mittel, aber zugleich getreues Abbild der statistischen Realität. So
entsteht eine quasi ruinöse Struktur der Orte. Ruinen der Aufmerksamkeit und der kollektiven Erinnerung. Und
damit nicht genug: Die KI rechnet überraschenderweise die Menschen – da sie nicht ortskonstant sind – teils aus
der Masse der Bilder heraus, meist verschmelzen sie zu organisch erscheinenden Gebilden. Der Mensch ist hier
Fehler: So entsteht ein Oktoberfest, mit Anmutungen, Schemen von Massen, meist nicht mehr als Menschen
erkennbar.
Statistisches Abbild individueller Erinnerungen. Aus diesem Material werden wir eine immersive und
interaktive Installation der Erinnerung an das Oktoberfestes erstellen. Optisch menschenleer. Akustisch übervoll.
Auf beiden Ebenen fragmentarisch durch die Instabilität der Resultate, die die KI immer wieder neu liefert, sowie
durch die Selektion die die Besucher
in den Bilder vornahmen.


Öffnungszeiten

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und nach Vereinbarung

Ebensperger Berlin
Krematorium Wedding Plantagenstraße 30
13347 Berlin