Rwandan Daughters

Berlin | ArtRegion: Berlin, Mitte

Museum Frieder Burda/Salon Berlin

Olaf Heine: Rwandan Daughters

7. September 2019 – 22. Februar 2020

Fast eine Million Menschen fielen dem Völkermord in Ruanda 1994 zum Opfer, etwa 250.000 Frauen wurden vergewaltigt. Heute leben Täter und Opfer oft Tür an Tür. Und während Frauen in der ruandischen Gesellschaft in den vergangenen 25 Jahren an Einfluss gewonnen haben, leben die Opfer der Vergewaltigungen und ihre Kinder weiterhin oft ausgegrenzt mit dem Stigma der Witwen und Waisen. Gerade die Töchter der Vergewaltigungsopfer sind es heute, die ihre traumatisierten Mütter auffangen und gegen das Stigma ankämpfen – mit beispiellosem Mut und grenzenloser Zuversicht in einer von schweren Traumata geprägten und autoritär regierten Gesellschaft.

«Rwandan Daughters» ist ein Zeugnis der Kraft dieser Frauen. In ausdrucksstarken Bildern hat der deutsche Fotograf Olaf Heine (*1968) die Mütter und Töchter Ruandas portraitiert – Seite an Seite am Ort des Geschehens. Manchmal gehen die Blicke von Mutter und Tochter in verschiedene Richtungen, manchmal gibt es zärtliche Berührungen. Allein ein mildes Lächeln wäre eine Lüge. Aber aus den Ähnlichkeiten der Gesichter spricht ihre Verbindung und damit ihre geteilte Hoffnung, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Oft wirkt der tropische Naturraum versöhnlich, während der Stadtraum die Entbehrungen und Verletzungen wachhält. Und doch: Alle Orte sind auch Tatorte gewesen.

Ebenso irritierend wie berührend stellt sich das Projekt «Rwandan Daughters» für den Betrachter dar. Es entstand zwischen 2017 und 2018 in enger Zusammenarbeit mit der ora Kinderhilfe, die sich seit Jahren stark vor Ort in Ruanda einsetzt. Ein Projekt, das bewegt und erinnert und in seiner Intensität die Stärke der Frauen Ruandas feiert. «Wie kann man Liebe zu einem Kind aufbauen, das einen jeden Tag an die schlimmste Zeit seines Lebens erinnert?» – so fragt Olaf Heine. Seine Dokumentation zeigt auch: Nicht immer funktioniert das Vergessen, nicht immer sind die Mutter-Tochter-Verhältnisse unbelastet. Und doch schlagen Stärke und Willenskraft der beteiligten Frauen Brücken über die Schrecken der Vergangenheit.

«Systematisch angewandte Gewalt gegen Frauen ist weltweit eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen und ein immer wiederkehrendes Mittel der Kriegsführung – das macht die politische Diskussion zunehmend klar. Zu lange ist sie jedoch jenseits der großen Debatten über Waffentechnologien und ihre Schadenswirkung marginalisiert worden,“ so Patricia Kamp, Kuratorin der Ausstellung und künstlerische Leiterin des Salon Berlin. «Daher hoffen wir sehr, dass so eindringliche und gleichzeitig subtile Bilder wie die von Olaf Heine ein stärkeres Bewusstsein für diese Problematik schaffen können. Denn es gibt hier noch viel zu tun. Neben der Frage, wie den Opfern wirklich geholfen werden kann, muss auch die Frage der Strafverfolgung viel entschiedener angegangen werden.»

Zum Werk Olaf Heines

Der Fotograf Olaf Heine ist bekannt geworden durch seine Arbeit mit international renommierten Künstlern wie U2, Sting und Coldplay, durch seine Porträts von Schauspielern wie Daniel Brühl, Thomas Kretschmann oder Don Cheadle und durch seine fotografische Auseinandersetzung mit dem Werk des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer.

Heute arbeitet Heine gleichzeitig als Fotograf und Regisseur. Geboren 1968 in Hannover studierte er am Berliner Lette-Verein Photographie und Gestaltung. Seine photographischen Arbeiten wurden auf unzähligen Albumcovern, in internationalen Editorials und den Photobänden u.a. bei der Camera Work Galerie Berlin, dem Folkwang Museum Essen, der Noorderlicht Fotogalerie in Groningen und der Icon Gallery in Los Angeles ausgestellt.


Öffnungszeiten

Di-Do: 15-18
Fr & Sa: 12-18

Museum Frieder Burda/Salon Berlin
Auguststraße 11—13
10117 Berlin