Stoff. Blut. Gold.

Konstanz | ArtRegion: Bodensee

Richental Saal

Stoff. Blut. Gold.

Auf den Spuren der Konstanzer Kolonialzeit

1. August – 22. Oktober 2021

Es ging um Macht, Ehre und Gold – und um das Leben von Tausenden Menschen: Die Konstanzer Handelsfamilie Ehinger hat sich bereits im frühen 16. Jahrhundert am Sklavenhandel in Südamerika beteiligt. Studierende und Lehrende dreier Hochschulen zeigen ab dem 1. August in einer Ausstellung im Richental-Saal des Konstanzer Kulturzentrums, welche Spuren die kolonialen Unternehmungen der Konstanzer in den Archiven hinterlassen haben. Gleichzeitig wird dann auch die App „Konstanz de kolonial“ frei geschaltet, die Besucherinnen und Besucher an elf kolonialgeschichtliche Gedächtnisorte in Konstanz führt. Die »Beweislast« der Recherche ist umfangreich: Zahlreiche Schriftstücke aus dem 16. Jahrhundert – unter anderem Verträge, Briefe, Testamente, Inventarlisten – bezeugen die transatlantischen Handelsaktivitäten
der Konstanzer Ehinger im Rahmen der Welser-Kolonie Venezuela und anderer kolonialer Unternehmungen. Worum es dabei geht: Ulrich Ehinger hatte zusammen mit Geschäftspartnern von Kaiser Karl V Monopol-Lizenzen erhalten, um Tausende von Menschen aus Afrika nach Südamerika zu verkaufen.
Die Sklaverei sicherte andere koloniale Risikogeschäfte ab: Den Anbau von Safran und Indigo in Mexiko oder die Spekulation auf Goldminen-Funde in den Anden. Der Wohlstand der Ehinger ist zu einem bedeutenden Teil auf Kosten der Versklavten erwirtschaftet worden.
Kirsten Mahlke, Professorin für Kulturtheorie und kulturwissenschaftliche Methoden an der Universität Konstanz, forscht bereits seit vielen Jahren zum Thema der lateinamerikanischen Kolonialgeschichte. Hannah Beck, Doktorandin in ihrer Arbeitsgruppe forscht zu lokalen Akteuren (aus Lindau, Ulm, Konstanz, Augsburg und St. Gallen) der Venezuela-Eroberung. Sie hat die Archivalien der Ausstellung gesammelt und mit Studierenden aufbereitet. Die Ausstellungsgestaltung haben Kommunikationsdesignstudierende der HTWG mit Professorin Eva-Maria Heinrich übernommen – in Zusammenarbeit mit Studierenden des Fachbereichs Innenarchitektur der Fachhochschule Kaiserslautern mit dem Dozenten Frank Forell.
Das interdisziplinäre Team hat in kurzer Zeit und mit wenig Budget eine Ausstellung und einen Stadtrundgang samt Kommunikationsmitteln erarbeitet, um so den Besucherinnen und Besuchern einen komplexen Eindruck von dem zu vermitteln, was vor exakt 500 Jahren mit der Eroberung von Tenochtitlan
durch die Spanier begann: das gewaltvolle Geschäft mit Waren und Menschen. Mit Flyer, App und eigens von Studierenden eingesprochenem Audioguide kann man sich ab dem 1. August auf einen Stadtrundgang machen, der zu Spuren der Kolonialzeit in Konstanz führt. Und anhand von Reproduktionen von
Schriftstücken und Bildern erzählt die Ausstellung im Richental-Saal die Geschichte der Familie Ehinger, ihrer Netzwerke und Erwartungen und vom Schicksal der Sklaven auf der anderen Seite des Ozeans.


Öffnungszeiten

Di-Fr 10-18
Sa, So und Feiertage 10-17

Richental Saal

78462 Konstanz