Urval

Berlin | ArtRegion: Friedrichshain
DAWID: Urval
5. November 2022 – 14. Januar 2023
Die fotografischen Arbeiten des schwedischen Künstlers Dawid gehören zu den bahnbrechendsten, poetischsten und einzigartigsten Versuchen, die Beziehung zwischen Fotografie und Bildreferent:innen neu zu definieren. Aus dem sozialdokumentarischen Kontext der 1970er Jahre kommend und Schüler von Christer Strömholm, versucht Dawid mit seiner Fotografie ein eigenständiges Bild zu schaffen, das der Malerei, Zeichnung und Skulptur der 1980er Jahre gleichgestellt ist. Durch den Einsatz eines Leuchttisches und einer Großformatkamera ist es ihm gelungen, die sichtbare physische Welt in ein Reich der Zeichen zu transzendieren, eine Welt der fotografischen Hieroglyphen, die teils die Funktion von Objekten offenbart, teils ihnen eine völlig neue Bedeutung verleiht.
Dawids fotografische Serien Comp, Rust und Kemigrams schaffen rätselhafte Bilder, die von Scherenschnitten über Landschaften und Felsformationen bis hin zu Karten unbekannter Länder reichen. Diese Arbeiten erinnern uns daran, dass physische Objekte, sogar Schrott, abstrakte Kompositionen bilden können und sie vor dem Verschwinden inmitten der Digitalisierung bewahren. Insbesondere die Kemigramme sind die malerischsten der Serie, die sich auf Licht und Chemie, Gesten und Zufall, die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und das Absorptionsverhalten von Papier stützen. Alle diese Arbeiten werden durch das milchige, warme Weiß der verwendeten Agfa-Portriga-Papiere vereint, wodurch die Materialität der Bilder noch weiter betont wird.
Die Fotografie von Dawid verändert die traditionelle Vorstellung von Fotografie erheblich. Mit seiner Serie von Objekten aus dem Werkzeugkasten seines verstorbenen Onkels zeigt er zum Beispiel, dass Fotografie einen „Weltbezug“ haben kann und gleichzeitig formale Abstraktion und Eleganz ausdrückt. Darüber hinaus erweisen sich seine Bilder am Rande der Repräsentation als geeignet, Siegfried Kracauers Definition von Kameramedien zu erfüllen, nämlich die äußere Realität zu retten. Dawids Fotografie bietet somit eine erfrischende Perspektive auf das Potenzial der Fotografie. Dawids Werkzeugkasten ist ein Schlüssel zum Verständnis und zur Aufarbeitung der Geschichte der experimentellen Fotografie. Sein aktuelles Werk ist eine Verbindung zwischen der modernistischen Fotografie der Vor- und Nachkriegszeit, der sachlichen Fotografie von Irving Penn und der postmodernen Fotografie der 1980er Jahre. Dieses einzigartige Werk ist sowohl höchst eigenwillig als auch formal elegant und wird von Lars O. Ericsson als Magischer Formalismus bezeichnet.
Öffnungszeiten
Mi - Sa: 12 - 18
und nach Vereinbarung
Dorothée Nilsson Gallery
Potsdamer Strasse 65
10785 Berlin