Verdingkinder

Ruggell | ArtRegion: Bodensee

Küefer-Martis-Huus

Verdingkinder

Portraits von Peter Klaunzer

25. Januar – 26. April 2020

Eine Fotoausstellung von Keystone-SDA und des Vereins netzwerk-verdingt in Zusammenarbeit mit dem Küefer-Martis-Huus

Verding- und Heimkinder in der Schweiz
In der Schweiz wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Hunderttausende Kinder und Jugendliche in Heimen fremdplatziert oder in landwirtschaftlichen und gewerblichen Betrieben verdingt. Es waren mehrheitlich Kinder aus ärmlichen Verhältnissen, darunter besonders uneheliche und verwaiste. Hauptgrund für die Fremdplatzierung war die wirtschaftliche Not. Sozialsysteme, wie wir sie heute kennen, gab es kaum. Für bedürftige Menschen kamen hauptsächlich die Gemeinden auf. Die Fremdplatzierung sollte sowohl Familien als auch Gemeinwesen entlasten. In ihrem neuen Umfeld erlebten die Verding- und Heimkinder oftmals psychische und physische Gewalt. Viele der ehemaligen Verding- und Heimkinder haben aus dieser Zeit schwere Beeinträchtigungen davongetragen. Die Willkür und der Missbrauch, welche ihre Kinder- und Jugendjahre prägten, verfolgt sie teilweise bis heute. Die genaue Anzahl der heute noch lebenden Heim- und Verdingkinder ist nicht bekannt. Die Meisten sind mit ihrer Geschichte nie an die Öffentlichkeit gelangt.

Porträts von Verdingkindern
Durch seine Arbeit für Keystone-SDA ist der Fotograf Peter Klaunzer mit ehemaligen Verding- und Heimkindern in Berührung gekommen. Bewegt durch ihre Geschichte, hat er in zwei Jahren mehr als zwei Dutzend von ihnen porträtiert. In seinen Bildern nähert er sich den bewegenden Schicksalen behutsam an und ermöglicht einen Einblick in die heutigen Lebensumstände der betroffenen Personen. Ein Ziel der Ausstellung ist es, den Verding- und Heimkindern ein Gesicht zu geben und damit ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren.

Die 20 Porträts sind in einem separaten Reader mit den persönlichen Biografien der Porträtierten versehen. Darin finden sich wichtige Eckdaten aus dem Leben der Personen mit prägenden persönlichen Momenten. Die Texte sind in Interviews mit den Betroffenen durch Walter Zwahlen, Präsident des Vereins netzwerk-verdingt, entstanden.

Die Ausstellung ist ein wichtiger Schritt zu Rehabilitation der Verdingkinder. Die Porträts sind auch deshalb bedeutsam, weil möglicherweise viele der Porträtierten in wenigen Jahren nicht mehr leben werden. Die Fotoausstellung ist gleichzeitig eine Hommage an die hunderttausende Betroffene, welche unerkannt und ungewürdigt blieben.

In den Bildern treten uns die Protagonisten direkt gegenüber. Sie müssen sich nicht mehr rechtfertigen. Die Porträts zeigen ungeschminkt auch die Spuren, welche das Leben in ihren Gesichtern hinterlassen hat. Das Verschweigen der Vergangenheit hat ein Ende. Die Jahrzehnte des Wegschauens sind Geschichte, nun gilt es, genau hinzusehen.


Öffnungszeiten

Fr-So 14-18
und gegen Voranmeldung

Küefer-Martis-Huus
Giessenstrasse 14
9491 Ruggell