Museum Liner - Von Arp bis Vasarely - Katherine S. Dreier

Appenzell | ArtRegion: Bodensee

Kunstmuseum Appenzell

Von Arp bis Vasarely

Graphische Mappenwerke von 1940 bis 1976 aus dem Besitz der Fondazione Arp, Locarno

4. November 2012 – 3. März 2013

In der Fondazione Arp werden zahlreiche zeichnerische und druckgraphische Mappenwerke bewahrt, die einen bedeutenden Bestandteil der Sammlung von Hans Arp und Marguerite Arp-Hagenbach bilden. In diesem Konvolut sind selbstverständlich jene Mappenwerke zu finden, die Hans Arp selbst zu seinen Lebzeiten publizierte – und die grossteils bereits bei den umfangreichen Ausstellungen zu Hans Arp und der Sammlung Marguerite Arp-Hagenbach in Appenzell gezeigt wurden. Daneben finden sich einige Kollaborationswerke, an denen Arp mitwirkte, und monographische Mappen, die dem Künstler von Assistenten, Freunden oder (damals) jungen Künstlern geschenkt und gewidmet wurden. Diese wurden bisher weder in Appenzell gezeigt noch umfassend in Katalogen der Fondazione publiziert.

Eine Auswahl von neun für die Sammlung Arp signifikanten Mappenwerken aus den Jahren 1937 bis 1976 zeigt nicht nur Meisterwerke der druckgraphischen Kunst, sie gibt auch einen Einblick in die Vernetzung der Moderne. Die Ausstellung wird eingeleitet von einem zweiteiligen Mappenwerk der amerikanischen Künstlerin und Autorin Katherine Dreier (1877-1952), die heute vor allem als eine der bedeutendsten Mäzeninnen der modernen Kunst bekannt ist: Forty Variations (1937/1941) war eine Kooperation mit ihrem Freund Marcel Duchamp, der die Zeichnungen seiner Förderin vervielfältigen und in Paris kolorieren liess. Das legendäre Album Grasse, publiziert 1950, ist eine Zusammenstellung von Arbeiten der Künstler Hans Arp (1886-1966), Sonja Delaunay (1885-1979), Alberto Magnelli (1888-1971) und Sophie Taeuber-Arp (1889-1943), die der kurzen Zeitspanne 1941/1942, als sich die vier Protagonisten der abstrakten Moderne im von den Nazis unbesetzten Grasse trafen, diskutierten und zusammenarbeiteten, ein poetisches Denkmal setzt – das wie nebenbei die Künstlergemeinschaft zwischen Hans Arp und 1943 gestorbenen Sophie Taeuber memoriert. Sonja Delaunays Siebdruckfolge Avec moi-même (1970) wiederum zeigt, wie sich das Werk der Künstlerin seit dem Aufenthalt in Grasse und vor allem seit dem Tod Robert Delaunays (1941) eigenständig weiterentwickelte. Das einzige zeichnerische Mappenwerk, Hommage à Hans Arp (1960) von Rolf-Gunter Dienst (*1942), kann als Brief des damals 18-jährigen Künstlers und Kunstkritikers an einen der Meister der Moderne gelesen werden – ein Brief, in dem sich sowohl Witz als auch Virtuosität des späteren Vertreters einer kalligraphischen Abstrakte ankündigen. Günter Fruhtrunk (1923-1982), der 1955 im Atelier von Hans Arp gearbeitet hatte, schenkte seinem „Vorbild“ die Mappe Zehn metastabile Kompositionen, die man als „Grammatik“ einer der konkreten Kunst verbundenen Op-art bezeichnen kann. Lenz Klotz (*1925), einer der bedeutendsten Vertreter der lyrischen Abstraktion in der Schweiz, sendete seine Sehkarten II (1971), eine Folge von Radierungen, persönlich an Marguerite Arp-Hagenbach –durchaus im Wissen, dass seine „automatische“ Formfindung ohne Arp nicht vorstellbar wäre. Alberto Magnelli publizierte in den Jahren 1970/1971 zwei Mappenwerke, deren Motive sich auf das Künstlerexil Grasse, das zugleich Kunstparadies war, bezogen; in der Ausstellung ist L’Album de La Ferrage (1970) zu sehen. Victor Vasarely (1908-1997) publizierte 1955, kurz vor seinem Manifest Jaune, dem Beginn der kinetischen Bilderfolgen, die Mappe Vasarely, die als Bekenntnis zur konkreten Kunst gedeutet werden kann. Piero Dorazio (1927-2005), der Begründer der italienischen lyrischen Abstraktion, publiziert 1976 im Erker-Verlag/St. Gallen mit dem DDR-Exilanten Peter Huchel (1903-1981) das Mappenwerk Unbewohnbar die Trauer, mit 23 Gedichten und acht Lithographien.

Neben den künstlerischen Mappenwerken wird in der Ausstellung die Bedeutung der Kunstdruckereien bzw. Kunstverlage thematisiert, die nach 1945 massgeblich zur intellektuellen wie auch merkantilen Verbreitung der modernen Kunst beitrugen. Neben der Erker-Presse/St. Gallen sind hier noch besonders zu erwähnen: Société Internationale d’Art XXe Siècle/Paris, Galerie der Spiegel/Köln oder Nourritures Terrestres.
Die Präsentation der Mappenwerke wird ergänzt durch Werke von Hans Arp aus der Stiftung Liner Appenzell. Sie wird begleitet von ausführlichen didaktischen Texten, multimedialen Weiterführungen und einem Faltblatt.


Öffnungszeiten

Di – Fr: 12 – 17 Uhr
Sa/So: 11 – 17 Uhr
Jeden 1. Do im Monat: bis 20 Uhr mit Gratiseintritt

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9050 Appenzell

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