Von Zeitfäden und Palmweintänzen
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Friedrichshafen | ArtRegion: Bodensee
Dorle Ferber / Michael Kussl: Von Zeitfäden und Palmweintänzen
Notizen aus Klang und Eisen
6. – 15. November 2015
Der Metallbildhauer Michael Kussl zeigt neben seinen Metallskulpturen ganz neu entstandene schlanke, in der Form an dreidimensionale Blätter erinnernde, aufrecht stehende Skulpturen aus Leintuch und Farbe. Seine Arbeiten bespielen den Raum als Gesamt Installation, die gedanklich auf aktuelles oder Zeit übergreifendes Geschehen der Welt verweisen.
Bevölkert wird ein Teil des Raums von archaisch anmutenden, rostroten oder metallisch glänzenden Eisenkörpern, Ahnenfiguren, Göttern oder Tierpflanzenwesen oder eisernen Beschützern. Im anderen Teil verteilen sich die palmblattartigen bunt bemalte Wesen, wie Botschafter eines lebendigen Miteinander lebensfroher vergangener oder zukünftiger Weltentwürfe. Dazwischen ziehen sich die ganze Länge des Raums durchmessend die ebenfalls aus Leintuch und Farbe gefertigten leicht in sich gewundenen Zeitfäden. Sie durchqueren zwei Zäune, zwei Grenzen, aus Wellengitter.
In bestimmten Zeitabständen setzt sich eine Eisenkette über eine Rolle in Bewegung und läuft immer wieder scheppernd in einen Blecheimer, eine laute Erinnerung an bis heute existierende Versklavung, Ausbeutung, Gewalt, Unterdrückung von Menschen durch Menschen.
Auf dem Boden ausgebreitet liegen wie angeschwemmtes Strandgut kleine Metallobjekte, manche sind Samen gleich, andere haben abstrakte Formen, sind es Gebete? Hoffnungen? Verwünschungen? Knochen? Gepäckstücke Schiffbrüchiger?
Dazwischen ertönen Klänge von Dorle Ferber, die Nähe von Zerstörung oder Gewalt erahnen lassen, und auch solche vom unterwegs sein, von Alltagsverrichtungen, vom friedlichen Leben und seiner Zerbrechlichkeit.
An der Wand zeigt Michael Kussl Fotomontagen zum Thema „Feuer und Flamme“, die nach dem Brand in einem Heim für Jugendliche entstanden sind.
Michael Kussl betreibt in Owingen-Taisersdorf das Metall-Atelier für Klangundeisen.
Von Dorle Ferber werden in der Plattform 3/3 werden Klangcollagen über Kopfhörer zu hören sein wie auch im Raum vernehmbare Klänge/ Klangkompositionen als Teil der gemeinsamen Ausstellung. Zu sehen sind verschiedene Partiturbilder von imaginären musikalischen Ereignissen.
„Aus meinen fieldrecordings entstehen traumähnliche, von ungewissen Pfaden durchzogene Landschaften, weite Plätze oder archaische anmutende Räume, die blitzschnell an der Kasse eines Supermarkts oder auf dem Meer treibend enden können. Stimmen oder dazu gespielte Instrumente zeichnen dazu ihre eigenen Linien und Partituren, manchmal in Patterns kreisend, klagend oder im Geräuschhaften schraffierend, unschuldig summend, als Sirenen warnend, kommentierend, beobachtend.“
Dorle Ferber, Stimme, Violine, Klangobjekte, Komposition, Improvisation spielte nach einem klassischen Musikstudium in Mannheim Jazz, Rock, Blues, Folk, Chanson in verschiedenen Bands.
Ihre musikalischen Arbeiten für Theater, Film, Performance & CDs gehen oft in immer experimentellere musikalische Richtungen. Sie konzertiert mit Enk Jharghal, dem „Stimmwunder“ aus der Mongolei, mit Xu Fengxia, China, mit dem Musiker Njamy Sitson aus Kamerun. Sie war Stipendiatin des interdisziplinären Kultuaustauschs salem2salem und begründete archex, den archaisch-experimentellen Musiktag Taisersdorf. Sie spielt u.a. mit Guru-Guru-Gitarrist Hans Reffert, mit Jan Fride, Büdie Siebert, Hans J. Irmler (FAUST). Daneben ist sie in Projekten im künstlerisch-sozialen Kontext tätig. Seit einigen Jahren abreitet sie gemeinsam mit dem Metallkünstler Michael Kussl im Atelier Klang & Eisen an Metallklangobjekten sowie Installationen.
Schwerpunkt der eigenen Arbeit sind die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme. In Komposition und Improvisation wandert sie intuitiv angetrieben von klanglicher Neugier auf die Suche nach gleichzeitig Vertrautem und dennoch „Unerhörtem“ als Wanderin durch verschiedene musikalische Welten. Spielerisch setzt sie sich dabei über von außen gegebene Genregrenzen hinweg, wichtig sind ihr künstlerische Begegnungen und neue Vernetzungen, die den eigenen Blickwinkel erweitern, verändern oder in Frage stellen.
Öffnungszeiten
Sa & So 14-18
Kunsthaus Caserne
Fallenbrunnen 17
88045 Friedrichshafen