What really happens to Swallows in the Winter?

Basel | ArtRegion: Basel - Oberrhein

Artachment Art Space Basel

Jan van Oordt: What really happens to Swallows in the Winter?

Ich mag Salz

6. November 2021 – 30. Januar 2022

Die Einsicht ist getrübt: Ein von Feuchtigkeit, Moos und Wurmspuren gezeichnetes, zweites Glas trübt den Blick ins ehemalige Zollhäuschen. Da nimmt einer den Raum ein und lehnt sich zugleich leise auf gegen den sauberen Anstrich dieses kleinsten öffentlichen Kunstraums der Stadt. Die halbtransparenten Fenster geben dem White Cube den Anschein eines Schuppens. Unter den Vorzeichen dieses niederschwelligen Nutzbaus sehen wir wahrscheinlich genauer: Im Schatten seiner Bedeutungslosigkeit hausen unscheinbar Tiere, wachsen Stauden, bewirtet wild wachsendes Gras Insekten, die rar geworden sind. Aus der Schuppen-Perspektive wird auch Dämmerung zum Ereignis: Der «Abend im oberen Garten» (2021) lässt am Bildschirm die Sonne langsam untergehen über Wald und Garten. Wie ein verstecktes Fenster hat Jan van Oordt (*1980) sein Video unter den Tresen versenkt. Die Fixeinstellung scheint anzuknüpfen an Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Im unaufgeregten Landschaftsausschnitt erfasst sie die Beweglichkeit des Lichts, schenkt Zeit allein für die Betrachtung.

Medial bewegt sich Jan van Oordt in einem breiten Repertoire. Objektkunst, Collage, Malerei und Installationen dosiert er mit Vorliebe so, dass uns die Dinge einschliessen in ihr intimes Zwiegespräch. Drei schwere Himbeeren neigen sich im Halbdunkel eines Bildgrunds neben dem Fenster einem grauen Vierbeiner zu. Plötzlich ist klar, dass wir nicht alleine sind: Sein Auge durchdringt den Raum mit hellwacher Aufmerksamkeit. Die Leerstelle über den Bildbeischrift neben der Tür spielt uns die Titelfrage zu: What really happens to Swallows in the Winter?

Das Schaffen von Jan van Oordt nährt sich nicht zuletzt an jenem Ort, der vor ein paar Jahren zu seinem Lebensmittelpunkt geworden ist. «La Dépendance» nennt der Künstler ein kleines Wochenendhäuschen neben dem Wohnhaus am Ortsrand der Gemeinde St. Imier. In der Rolle des Zimmermanns, Schreiners, Dachdeckers hat er es zu einer selbst verwalteten Sommerresidenz ausgebaut. Hier legt der Künstler auch im wörtlichen Sinn den Boden für Produktion, Austausch, Reflexion. Hier nimmt er Notiz von der Umgebung, registriert Zeichen der Co-Existenz von Mensch und Tier. Vögel bedienen sich an liegen gebliebenem Hundehaar oder Hühnerfedern. Ihr Nest absorbiert die Umgebung, weist die Kreislaufwirtschaft aus als naheliegendes Geben und Nehmen. Nur beschaulich ist das nicht: Possessiv bleibt unsere Landnahme, und wo wir Material zur Hand nehmen, dient es auch zur Ein- und Ausgrenzung. Von den Rändern der kollektiven Aufmerksamkeit her untergräbt Jan van Oordt die Behauptungs-Rhetorik, die uns umwirbt mit dem Versprechen bleibender Idyllen.


Öffnungszeiten

Durchgehend geöffnet

Artachment Art Space Basel
Hochbergerstr. 165
4057 Basel

Öffentlicher Verkehr

final destination, with tram 8 (Kleinhüningen)