Zeit/Ge/Schichten

Münchenstein | ArtRegion: Basel - Oberrhein

Kunsthaus Baselland

Zeit/Ge/Schichten

Von kollektiven und persönlichen Narrationen

13. September – 10. November 2019

In einem kürzlich geführten Interview plädierte die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft, die von Hass, Neid, Ungerechtigkeit, Egoismus, aber auch Unwissen und einem Mangel an breiter Bildung geprägt ist. Einen wichtigen Schlüssel zu mehr internationaler Gerechtigkeit sieht sie in der Stärkung der eigenen Emotion für brisante Themen. Diese emotionale Öffnung schaffe laut Nussbaum u. a. die Auseinandersetzung mit der Kunst.
So eint die Ausstellung im Kunsthaus einerseits viele der grossen Themen unserer Zeit, von Brexit über Trump, Machtverteilung, Migration, Verfolgung, Geschlechter(un)gerechtigkeit, bewegte individuelle Biografien bis hin zu unserem Zugang zur Welt und fremden Kulturen usw. Andererseits zeigen die ausstellenden KünstlerInnen auch einen Weg auf, wie sich durch diese grossen, lauten Themen auch ein sinnlicher, emotionaler Zugang finden lässt, der helfen kann, die eigene Haltung zu bestimmen. Nicht eine Vollständigkeit an Themen ist Ziel der Ausstellung, sondern die Möglichkeit der präzisen künstlerischen Blickführung auf einige ausgewählte Themen, die wesentlich für die Künstlerinnen und Künstler sind, oder auch das Angebot, sich selbst dabei mit dem eigenen Hintergrund, der eigenen Biografie zu befragen, verorten und positionieren.

Die 13 eingeladenen KünstlerInnen aus der Region Basel, der Schweiz und dem internationalen Ausland setzen sich eben mit diesen Fragen und Zeitgeschichten auseinander. Diskutiert wird etwa, wie die eigene Familiengeschichte — geprägt durch Verfolgung, Immigration und Neuanfang – sich in einer ganzen Generation wiederfinden lassen (Zoe Leonard), inwiefern das Wiederaufgreifen bereits „aussortierter“ Geschichtsbilder eine andere Erzählung eines Landes oder auch einer Zeit bestimmen könnte (William Jones, Sabine Hertig), wie sich Wut, aber auch Fassungslosigkeit und Ohnmacht gegenüber politischen Ausrichtungen und Entscheiden eines Landes, wie die aktuelle Brexit-Diskussion, in wenigen Worten deutlich ausdrücken könnten (Hanne Lippard); wie Gewalt an Frauen, Gerechtigkeit respektive internationale Ungerechtigkeit und Unfreiheit eine hohe emotionale Darstellung erfahren könnten und sich Kraft- sowie Machtverteilung meist auf Geschlechterrollen innerhalb einer Gesellschaft verteilen (Maja Bajević, Dorian Sari, Artur Żmijewski, Katja Schenker). Andere Themen sind, wie (Kunst-)Geschichte bislang erzählt wurde und wie wir gedenken, sie heute weiterzuerzählen (Anna Ostoya), wie geschult respektive ungeschult und unwissend unser Blick auf Länder, Kulturen und das Gedächtnis eines Ortes oftmals ist und wie wir das Andere, Neue und Unbekannte trotz des meist fehlenden Wissens dennoch verstehen und lesen können (Cécile Hummel, Anna Molska, Piotr Uklański).

Zentral für die Ausstellung sind diese unterschiedlichsten künstlerischen Erzählungen, persönlichen Narrationen und Auseinandersetzungen mit der jüngeren Geschichte als Formen des (emotionalen) Erkenntnisgewinns. Die Ausstellung entsteht u. a. in Kooperation mit CULTURESCAPES die in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf Polen legt.


Öffnungszeiten

Di, Mi, Fr: 11-18
Do: 11-20
Sa, So: 11-17

Kunsthaus Baselland
Helsinki-Strasse 5
4142 Münchenstein