Johann Jacobs Museum
Johann Jacobs Museum
Seefeldquai 17 | Zürich | Art Region: Zürich
Am 27.11.1984 eröffnete Klaus J. Jacobs in Zürich das von ihm gegründete Museum unter dem Namen „Jacobs Suchard Museum“. Nach dem Verkauf von Jacobs Suchard an Philipp Morris im Jahr 1990 ging der Bestand des Museums in den der ebenfalls in Zürich beheimateten Jacobs Stiftung über. In der Folge erhielt das Museum seinen heutigen Namen: Johann Jacobs Museum. Dieser erinnert an den Grossonkel des Museumsgründers, Johann Jacobs (1869-1958), welcher im Jahr 1895 mit der Eröffnung seines „Specialgeschäft in Caffee, Thee, Cacao, Chocoladen und Biscuits“ in Bremen den Grundstein zu dem erfolgreichen Jacobs Kaffee-Imperium gelegt hatte.
Die Bibliothek des Johann Jacobs Museums umfasst mit circa 5000 Titeln aus der Zeit vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart einen der weltweit bedeutendsten Bestände zum Thema Kaffee. Frühe Drucke, amtliche Verlautbarungen, Zeitschriften sowie populäre und wissenschaftliche Literatur in verschiedenen Sprachen und aus allen Erdteilen berichten über die Geschichte des Kaffees. 2013 wurde das Museum neu eröffnet, es widmet sich nun nicht mehr primär der Geschichte des Kaffees, sondern weitet den Blick auf die kulturellen Mischformen, die auf den Haupt- und Nebenwegen des globalen Handels mal absichtlich, mal unabsichtlich entstehen.
Zu diesen Mischformen können sublime Kunstwerke ebenso gehören wie alltägliche Gebrauchsgegenstände oder gesellschaftliche Praktiken, so etwa chinesisches Exportporzellan des 17. Jahrhunderts, auf dem holländische Windmühlen als Blumen interpretiert werden; westafrikanische Moscheen, deren Fassaden die Formen-sprache des portugiesischen Barock zieren; oder das Protestantentum, das im 19. Jahrhundert Schweizer Auswanderer nach Brasilien eingeführt haben. All diese Mischformen weisen ebenso auf ungeschriebene Kapitel der transnationalen Kunstgeschichte hin wie auf Fragen der postkolonialen Geschichte, Soziologie und Anthropologie.
Mit der Architektin und Designerin Lina Bo Bardi (1914-1992) sowie der Tänzerin, Filmemacherin und Anthropologin Maya Deren (1917-1961) stehen zwei Schlüsselfiguren der westlichen Moderne im Vordergrund der ersten Aktivitäten des Museums.
Beide Frauen hatten ihre Heimatländer aus jeweils unterschiedlichen Gründen verlassen und die Schwelle zu einer Kultur überschritten, deren Regeln sie nicht kannten: Die Italienerin Bo Bardi wanderte 1947 nach Brasilien aus; die Russin Deren war im Kindesalter in die USA migriert und ließ sich auf Forschungsreisen nach Haiti in den 1950er Jahren als Vodoo-Priesterin initiieren. Beide Frauen nutzten die radikale Fremdheitserfahrung, um den modernistischen Kanon zu transformieren und künstlerisches Neuland zu betreten.
Seinem mäandernden, zweideutigen Gegenstandsbereich gemäß folgt das Johann Jacobs Museum einer offenen Programmierung. Die Ausstellungen sind keine starren Konstellationen von Objekten, sondern dynamische, improvisierte Displays, die sich mit der Zeit verändern. Dabei werden Themenstränge angespielt und vertieft, vor allem aber werden die Gegenstände aus verschiedenen, künstlerischen wie wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet.
Erarbeitet werden diese Ausstellungsserien nicht top-down, sondern in Kollaboration mit verschiedenen Gruppen, die ihre eigenen Erfahrungen und Interessen in diesen Prozess hineintragen. Das können Jugendliche sein, die wissen möchten, woher die seltenen Erden in ihrem Smartphone stammen; Ältere, die merken, dass ihr klassischer europäischer Bildungsschatz hin und wieder an seine Grenzen stößt; oder Ein- und Auswanderer, die freiwillig oder unfreiwillig die globalen Handelswege beschritten haben.
Öffnungszeiten
Di: 18 – 23
Sa/So: 11 – 17
Eintrittspreise
Eintritt: CHF 7 ab 26 Jahre
Öffentlicher Verkehr
Tram 4: Feldeggstrasse
S-Bahn 3,5,6,7,9,11,12,15,16,23: Stadelhofen