Stadt – Land – Fluss: Outdoor-Kunst für den Sommerausflug

Eisenskulptur neben Hütte in der Landschaft Oberschwabens. Skulpturenprojekt «Von Ort zu Ort», Robert Schaad, Mooshausen, Auf dem Bühl, TAUK 1998. Fotograf: Bernhard Strauss. © Robert Schad, VG Bild-Kunst, 2019 und Bernhard Strauss

Ramona Diem | 22. Juli 2019

Stadt – Land – Fluss: Outdoor-Kunst für den Sommerausflug

Kunst muss nicht immer im Museum sein. Gerade im Sommer ist «open air» auch in der Kunst ein grosses Thema. Für Frischluftliebhaber gibt es die verschiedensten Kunstveranstaltungen zu besuchen – wir haben eine Auswahl zusammengestellt.

Stadt

Wer in Zürich wohnt, hat es besonders einfach, denn auch diesen Sommer gibt es, bereits zum siebten Mal, die Gasträume zu entdecken. Diese werden noch bis zum 1. September mit zeitgenössischer Kunst bespielt. Zu finden sind die Kunstwerke auf Plätzen in unterschiedlichen Quartieren mit hoher städtebaulicher Dynamik und ermöglichen verschiedene Szenarien im Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum. So kann man zum Beispiel auf der Wipkinger Terrasse gleich mehrere verschiedene Kunstwerke betrachten. Auch auf dem Schiffbauplatz und dem Maagplatz kann man seinen künstlerischen Horizont erweitern. Wo sich welche Kunstwerke befinden, findet ihr auf dem dazugehörigen Flyer mit Stadtplan, auf dem die Kunstwerke eingetragen sind oder auf der Projekt-Website der Stadt Zürich.

Die Kunstkästen der Stadt Schaffhausen werden seit 2016 von URBANSURPRISE kuratiert und verbinden die Disziplinen Kunst und Architektur geschickt. Bis zum 22. September kann man sich die sechs verschiedenen Kästen «schaffhausen.virtuell» der beiden Architekturstudenten Tamino Kuny und Julian Wäckerlin ansehen. In diesen stellen Kuny und Wäckerlin ortsspezifische Schaffhauser Realitäten in den Bezug global operierender Apps. Überwachung, Repräsentation, Religiösität, das Zuhause, Logistik und Romantik sind die Themenfelder, die Kuno und Wäckerlin für die Bespielung der Kunstkästen ausgesucht haben. Das heisst also beim nächsten Bummel durch die Innenstadt mal langsamer gehen und die Augen offen halten.
www.urbansurprise.ch

Einen grossen Kunstkasten hat auch die Stadt Winterthur in ihrem Repertoire. Den gibt es nun schon zwanzig Jahre und ist rund um die Uhr einsehbar. Der Kasten steht auf dem Katharina-Sulzer-Platz und zeigt vor allem Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit regionalem und nationalem Hintergrund, so wie jüngere und weniger bekannte Künstler. Bis August zeigt der Kunstkasten den Nachhall des vorangegangen «Sym I po I si I um».
www.kunstkasten.ch

In St.Gallen kann man noch bis zum 12. August Werke von Mirjam Kradolfer und Olga Titus besichtigen. Hiltibold zeigt in seinen zwei Vitrinen in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz im Abstand von drei Wochen je zwei aktuelle Positionen. Bei jedem Wechsel wird am Brunnen vom Hiltibold auf die neuen Kunstschaffenden getrunken. In drei Wochen ist es dann wieder soweit – also merken!
hiltibold.ch

In Basel kann man unterdessen «gehackte» Objekte betrachten. Die VITRINE präsentiert eine Solo-Ausstellung des in Hong-Kong lebenden Künstlers Nadim Abbas. Für «Poor Toy» bezieht Abbas Referenzen zu IKEA, dem modernen Horror, Edward Hopper und kodukushi ein und positioniert den häuslichen Raum als Ort des Horrors. Skulpturengruppen, die aus gehackten Flatpack-Möbeln, gegossenem Beton und massgefertigten Matratzen hergestellt wurden, werden auf dem Galerieraum als übernatürliche häusliche Umgebung arrangiert.
www.vitrinegallery.com | Bis 25. August 2019

Pretty close ist auch die Ausstellung «pretty close – pretty far» des kleinen Art Spaces Artachment, welcher ebenfalls in Basel zu finden ist. Das 8qm grosse ehemalige Zollhäuschen zeigt momentan den ersten Teil der Ausstellungsreihe «Ich mag Salz», welche wiederrum für das Beitragen von Künstlern und Künstlerinnen an der kulturellen Identität einer Gesellschaft steht. «Ich mag Salz» befasst sich mit der Frage, wie die Kunst und deren Autoren in der Gesellschaft wahrgenommen werden und inwiefern ein Bewusstsein für die Leistung von Künstlerinnen und Künstlern vorhanden ist.
Kunst als «Salz» der Gesellschaft – unabdingbar – selbstverständlich?
www.artachment.com

Mit dem Titel «As Time Goes By» möchte die Stiftung «JETZT KUNST» das Engagement ausgewählter Schweizer Künstler würdigen, deren künstlerischen Anfänge in den 1960er bis 1980er liegen und die ein seither vielfältiges Œuvre hervorgebracht haben. Im öffentlichen Raum von Murten platziert, bieten die verschiedenen Kunstwerke somit eine repräsentative Auswahl der Schweizer Kunst der letzten fünfzig Jahre an.
www.jetztkunst.ch | Bis 27. Oktober 2019

Land

Langsam geht es heraus aus der Stadt, aber immer noch stadtnah. Da ist der Rosenhügel in Chur, auf dem seit Juni das Kunstprojekt «Begegnungen 2019» läuft. Dreizehn Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Schweiz und aus Italien haben auf Grundlage der Geschichte und der aktuellen Gegebenheiten der Parkanlage ortsspezifische Skulpturen geschaffen, die den Spielraum zwischen Natur, Parkanlage und Künstlichkeit ausloten.
begegnungen-2019.ch | Bis 29. September 2019

Nicht nur diesen Sommer, sondern bis zum Mai nächsten Jahres läuft ausserdem noch die Outdoor-Ausstellung Visionen 19 der «Kulturprojekte Schaertlin Thommen» von Liestal über Frenkendorf bis Füllinsdorf. «Visionen 19» zeigt die Visionen der Künstlerinnen und Künstler über das gesellschaftliche Zusammenleben und greift unter anderen Themen wie die Klimaerwärmung, die Energiewende und Migration auf. Die grossen Installationen sind über das Gelände das Schönthaltunnels mit der grosszügigen Parkanlage und breiten Spazierweg verteilt. Die Ausstellung wird von einer Veranstaltungsreihe begleitet innerhalb derer verschiedene Musik- und Gesangsdarbietungen sowie Performances vorgesehen sind.
www.visionen19.ch

«Paradise, lost» ist das Thema der sechsten Skulpturen-Biennale des Kulturortes Weiertal bei Winterthur. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler wurden dazu gebeten, auch das Terrain jenseits des kultivierten Gartens zu erkunden. Es geht bei der Ausstellung um gesellschaftliche Themen von aktueller Relevanz, u.a. um Sicherheitsverlust, um Abschottung, um die Angst vor dem Neuen und um die Sehnsucht nach dem Altbekannten, Bewährten. Die Skulpturen kann man dort noch bis zum 8. September bewundern.
Öffnungszeiten: Mi-Sa 14-18, So 11-17. Bistro mit Sommersitzplätzen.
Folgende Freitage offen bis 22h: 14.6./21.6./28.6./12.7./23.8.
www.skulpturen-biennale.ch

Kleine Wanderung gefällig? Die 24 Stops von Tobias Rehberger markieren die Route, welche die beiden Destinationen, den Vitra Campus und die Fondation Beyeler, die beiden Gemeinden Riehen und Weil am Rhein und die beiden Länder Schweiz und Deutschland verbindet. Seit Juni 2016 sind die «24 Stops» mit allen 24 Wegmarken zu erleben. Zusätzlich zu seiner Wegweiser-Funktion hat jedes Objekt eine individuelle Funktion. Die Objekte stehen zur Benutzung frei, sie regen die Vorstellungskraft an und erzählen Geschichten. Die eigentümliche Farbgebung, Formensprache der Objekte und deren Materialien kennzeichnen die Werke von Tobias Rehberger. Der nächste geführte Spaziergang findet am 25. August mit Start bei der Fondation Beyeler statt.
www.24stops.info

Wenn nun keins dieser Projekte in eurer Nähe ist, gibt es noch das weitläufige Skulpturenprojekt des ravensburgischen Stahlbildhauers Robert Schad. Von Ort zu Ort zeigt sechzig Skulpturen an vierzig verschiedenen Orten in fünf Landkreisen in Oberschwaben und am Bodensee. Laut Schad «ziehen seine Skulpturen aus rostrotem massivem Vierkantstahl sich wie ein roter Faden durchs Land und bringen die unterschiedlichsten Orte in Verbindung». Ein Teil der Skulpturen besteht aus realisierten Auftragsarbeiten, während der andere Teil aus temporären Werken gebildet wird.
www.schad-oberschwaben-skulptur.de | Bis 30. November 2019

Oder wie wäre es mit einem Ausflug inklusive Übernachtung? Die Gemeinde Ernen im Oberwallis zeigt bis zum 29. September die Sommer-Ausstellung Zur frohen Aussicht mit jungen Künstlerinnen und Künstlern. Zu begutachten sind verschiedene Installationen und Performances. Die Ausstellung ist täglich von 10-18 Uhr geöffnet, das Performance-Wochenende findet am 24. und 25. August statt.
www.zurfrohenaussicht.org

Auch dieses Jahr findet wieder die «openART» statt. Vom 27. Juli bis zum 6. Oktober kann man hier die Skulpturenausstellung im südbündnerischen Roveredo, Trii besuchen. Die Künstlerinitiative bietet erneut Einblicke in das zeitgenössische Kunstschaffen von nationalen sowie internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Dazu gibt es Performances, Musik und Feuerwerk.
Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag von 14-20 Uhr.
openart.ch

Fluss

Ist das euch das Wetter zu heiss für Kunst und eine Abkühlung dringend? Kein Problem, denn die Donaugalerie 2019 in der süddeutschen Stadt Tuttlingen bietet beides. Erst könnt ihr euch die verschiedenen Skulpturen anschauen und dann in der Donau abkühlen. Das Skulpturenprojekt zeigt über vierzehn Wochen hinweg Werke interantionaler Grössen neben Werken namhafter Künstler aus der Region. Das Motto und die wesentliche Bezugsachse ist, wer hätte das gedacht, die Donau.
www.donaugalerie.com | Bis 20. Oktober 2019

Alle reden vom Sommerloch, doch es gibt einiges an Kunst zu erkunden! Und dank der langen Sommertage kann man bei vielen Destinationen auch noch spätabends durch die Kunst schlendern und muss sich nicht um Öffnungszeiten kümmern.